Die Nachtigallen unterrichten ihre Jungen im Singen
Es gehört mehr Verstand dazu, einen andern zu unterrichten, als sich selbst unterrichten zu lassen. Wir wollen das bei Seite setzen, was Demokrit geglaubt und bewiesen (a) hat, dass uns die Tiere die meisten Künste gelehrt hätten, als die Spinne das Weben und Nähen, die Schwalbe das Bauen, der Schwan und die Nachtigall die Musik, und andere Tiere durch ihr Beispiel, die Arzneikunst. Artistoteles behauptet (b), die Nachtigallen lehrten ihren Jungen singen und wendeten Zeit und Fleiß darauf; daher käme es, dass diejenigen, die wir im Käfig erziehen, und die nicht zu ihren Alten in die Schule gehen können, vieles von der Annehmlichkeit ihres Gesanges verlören. Wir können hieraus urteilen, dass sie sich durch Unterricht und Fleiß bessern; und dass selbst unter denen, die ihre Freiheit haben, nicht eine vollkommen wie die andere singt, sondern dass jede einen besondern Gesang ihrer Fähigkeit nach angenommen hat. Sie sind eifersüchtig, und bestreben sich um die Wette einander im Singen zu übertreffen: und zwar so mutig, dass manchmal die überwundene todt niederfällt, und der Atem eher als die Stimme aussen bleibt. Die jüngsten sitzen tiefsinnig da, und fangen an gewisse Absätze des Gesanges nach zu machen. Der Lehrling hört dem Unterricht des Lehrmeisters zu, und macht sich denselben sorgfältig zu Nutze. Eine schweigt nach der andern; Man hört, dass sie die Fehler verbessern, und merkt manchmal, dass ihnen der Lehrmeister einige Verweise gibt.
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(a) Plutarchus de Sotertia animalium.
(b) Eb. das.