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219. Backenstreich¹⁾. Ohrfeige²⁾. Maulschelle³⁾.

1) Slap on the face.
2) Box on the ears.
3) Slap on the chops.
1) & 2) Soufflet.
3) Wornifle, calotte.
1) Guanciata.
2) Schiaffo.
3) Ceffone.

Alle drei Wörter bezeichnen einen Schlag auf den Kopf. Backenstreich ist der edelste Ausdruck unter ihnen (früher: backenslac). Es würde anstößig sein, wenn Luther Joh. 18, 22: „Und der Diener einer, die dabei standen, gab Jesu einen Backenstreich“ statt des edlern Backenstreich eins von den andern Wörtern gebraucht hätte. Ohrfeige und Maulschelle sind, wie auch Kopfnuß und Dachtel, spöttisch beschönigende Ausdrücke; sie benennen den Schlag nach wohlschmeckenden Gegenständen, gleichsam, um diesen zu versüßen. Die Ohrfeige ist gedacht als eine süße Feige (niederländ. oorvijg), die dem Empfänger verabreicht wird, Maulschelle ist ursprünglich der Name eines Gebäcks; doch denkt das Volk bei dem Ausdruck Schelle an schallen und legt in das Wort den Sinn: schallender Schlag auf das Maul. Der Ausdruck Maulschelle ist als der kräftigste von allen nur in derber Sprache gebräuchlich, häufig wird dafür bloß Schelle gesetzt. Im altern Deutsch kam neben Maulschelle auch Maulbirne (niederländ. muilpeer) vor. Dachtel ist nichts anderes als eine Dattel, und bei Kopfnuß ist an eine wohlschmeckende Nuß gedacht. Die Ohrfeige ist gewöhnlich ein Schlag auf den Backen, Maulschelle ein Schlag auf den Mund, Kopfnuß ein Schlag an den Hinterkopf, Dachtel läßt die Gegend des Kopfes unbestimmt, die durch den Schlag getroffen wird. Grimm nimmt an, daß der Ausdruck Dachtel von Dach herzuleiten sei, weil die schlagende Hand das Gesicht des Geschlagenen gleichsam bedecke, wie man sage: einen zudecken. Wb. II, 669. Bei Kopfnuß legen wir nur im neuhochdeutschen Sprachgefühl dieses Wort mit dem üblichen Nuß zusammen; ursprünglich bedeutete das Wort wohl Schlag oder Stoß (got. die hnutô, Stachel, angelsächs. hneotea, schlagen, stoßen) und war von der Frucht Nuß verschieden. Das üblichste Wort von allen ist Ohrfeige; es ist der gewöhnliche schriftmäßige Ausdruck. „Ohrfeig um Ohrfeig — Das ist so Tax bei uns.“ Schiller, Kab. u. Liebe II, 6. Dachtel ist wie Maulschelle nur in niedriger Sprechweise gebräuchlich. Die deutsche Sprache kennt noch andere niedrige Ausdrücke, die dasselbe bezeichnen, z. B. Backpfeife, Dusel (eigentl. Schwindel, Eingenommenheit des Kopfes, niederd. dusel, Schwindel; hier also: Kopf betäubung durch einen Schlag), Schwalbe usw.