275. Beigeschmack¹⁾. Nebengeschmack²⁾. Anklang³⁾.
Beigeschmack und Nebengeschmack bezeichnen im eigentlichen Sinne, daß eine Speise oder ein Getränk nicht den reinen Geschmack, wie ihn die Zusammensetzung der üblichen Bestandteile und deren Zubereitung ergeben müßte, besitzt, sondern nach einem fremdartigen, nicht hineingehörenden Bestandteile schmeckt, der durch einen Zufall oder einen Mangel bei der Zubereitung, ein Versehen hineingeraten ist. Der Hauptgeschmack wird aber dadurch nicht aufgehoben, sondern nur gestört. Der Bei- oder Nebengeschmack erscheint daher als etwas Störendes, Unangenehmes. Nebengeschmack ist ein verstärkter, selbständig erscheinender Beigeschmack. Anklang dagegen bezieht sich im eigentlichen Sinne nur auf die Welt der Töne und bezeichnet, daß ein Musikstück in seiner Harmonisierung oder Melodie an ein anderes erinnert (anklingt). Nur im übertragenen Sinne ist es sinnverwandt mit Beigeschmack. Während der Beigeschmack immer etwas Störendes, Unangenehmes, das sich in der Erinnerung als Begleiterscheinung eines Dinges aufdrängt, hervorhebt, bezeichnet Anklang jede dunkle Erinnerung überhaupt, mag diese nun angenehm oder unangenehm sein. Doch erscheint der Anklang in der Regel als etwas Neutrales oder Angenehmes. Die Butter, der Wein, der Braten, der Kuchen hat einen Beigeschmack. Man mischte in die Bowle einen Likör, um dieser einen kräftigen Nebengeschmack zu geben. Die Abgeordneten hätten der Einrichtung zugestimmt, wenn sie nicht einen starken metallischen Beigeschmack gehabt hätte. Die Anerkennung hatte für ihn einen bitteren Beigeschmack, weil er wußte, daß er sie nicht verdient hat. Die neue Oper hatte viele Anklänge an Richard Wagner. Die Gegend hat viele Anklänge an die Riviera. — Während Anklang immer die Erinnerung an etwas Vorhergegangenes bezeichnet, hebt Beigeschmack das Nebeneinander- und Ineinandersein der Hauptbestandteile und des fremdartigen Bestandteiles hervor. Das ältere deutsche Wort für Beigeschmack ist Beischmack, das in gewählter und dichterischer Rede noch heute gebraucht wird. „Ich fange bereits an, einen kleinen Beischmack von Fäulnis zu bekommen.“ Gustav Freytag, Waldemar IV, 2.