Kartusche. (Zeichnende Künste) Eine gemalte oder geschnitzte Zierrat, welche einen angehefteten Wapenschild vorstellt, darin ein Wapen oder ein Sinnbild oder eine Schrift kann gesetzt werden. Vermutlich sind sie zuerst in der Baukunst aufgekommen, da man über Türen oder an den Giebeln der Häuser, solche Schilde mit dem Wapen des Eigentümers hingesetzt hat. Von da hat sich ihr Gebrauch weiter erstreckt, so dass man sie jetzt an sehr verschiedenen Orte, über Türen, Fenstern, an den Stürzen der Kamine und an allen Arten der Einfassungen, ingleichen überall, wo Aufschriften sollen oder könnten gesetzt werden, anbringt. Ihre Form hat nichts bestimmtes. Die Künstler schweifen in keiner Sache mehr aus als in dieser Zierrat, wo sie ihrer Phantasie vollen Lauf lassen. Ihr Gebrauch wird sehr übertrieben; denn unwissende Verzierer und Bildhauer bringen sie überall an, um nur nichts unverziert zu lassen. In ihrer Form sind sie so ausschweifend, dass man oft nicht erraten kann, was es sein soll; viele halten es vor eine Schönheit der Kartusche Flügel anzuhängen, dass es scheinen soll als wenn sie davon fliegen wolle. So weit kommt man in der Ausschweifung, wenn man einmal von dem wahren Gebrauch und den Absichten der Verzierungen abgewichen ist.