Karyatiden

Karyatiden. (Baukunst) Sind in der Baukunst Säulen oder Stützen nach der Gestalt weiblicher Figuren ausgehauen, denen man eigentlich den Namen der Bildsäulen geben sollte, weil sie zugleich Bilder und Säulen sind. Sie sind bei folgender Gelegenheit in die Baukunst eingeführt worden. Weil die Stadt Carya in dem Peloponnesus sich zu den Persern geschlagen, da diese gekommen Griechenland zueroberen, so wurde nach der Niederlage der Perser diese abtrünnige Stadt von den Griechen eingenommen; alle Männer wurden umgebracht und das weibliche Geschlecht in die Sklaverei verurteilt. Das Andenken dieser Sache wollten die griechischen Baumeister dadurch verewigen, dass sie Bildsäulen in der Tracht der caryatischen Frauen in den Gebäuden anbrachten und sie als Sklaven vorstellten, welche die schwersten Lasten tragen müssen. Sie werden zu Unterstützung hervorstehender Teile, (dergleichen die Balkone oder die Chöre in Musik- und Tanzsälen, erhabenen Gallerien – sind) oder auch wohl der Gebälk gebraucht.

Allgemein werden sie ohne Ärme, mit einem besonderen Putz von geflochtenen Haaren, mit langem dichte an dem Leib anliegenden Gewand vorgestellt. Einige Baumeister setzen sie auf ordentliche Säulenfüße und legen dorische Kapitäle darauf. Das unnatürliche dieser Bildsäulen wird oft durch die Schönheit der Figuren erträglich gemacht und nur die edle Liebe zur Freiheit, welche die Griechen belebt hat, kann die Art von Wut entschuldigen, welche diese Zierraten eingeführt hat. Eine Nachahmung der Karyatiden sind die Perser, eine andere Art Bildsäulen.


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