Auftritt. (Schauspiel) Der Teil der dramatischen Handlung, der ununterbrochen von denselbigen Personen behandelt wird. Ein Auftritt ist zu Ende und ein neuer fängt an, so bald eine Person von der Bühne geht oder zu den gegenwärtigen noch eine hinzu kommt. Dass in den dramatischen Werken alter und neuer Dichter die Handlung in Auftritte abgeteilt wird und jedem die Namen der darin erscheinenden Personen voran stehen, ist eine Mode der neueren Zeit und hat weiter nichts auf sich.
Die Anzahl der Auftritte in einem Aufzug oder in dem ganzen Stück, ihre Länge, die Anzahl der Personen, diese Punkte sind keiner anderen Regel unterworfen als der allgemeinen Regel der ganzen Handlung; dass keine Person ohne hinreichenden, in der Handlung liegenden Grund, weder weg gehen noch auftreten soll; und dass vom Anfange eines Aufzuges bis ans Ende die Bühne niemals leer sein, sondern jeder Auftritt mit dem folgenden in enger Verbindung stehen soll. Beides erfordert die Natur der Sache. Doch werden diese Regeln, so wie alle andere, vielfältig übertreten. In den englischen Komödien kommt dieses besonders oft vor, dass zwei Personen abtreten und die Bühne leer lassen, zwei andere hierauf eintreten, die von ganz anderen Sachen reden; so dass man lange nicht weiß, wie diese hierher kommen oder in was für Verbindung sie mit den vorigen stehen. Die Gewohnheit macht alles erträglich und zuletzt lässt sich für jeden Fehler eine Entschuldigung finden. Gewiss aber ist es, dass dergleichen nicht zusammenhängende Auftritte die Aufmerksamkeit zerstreuen, und daher wirkliche Fehler sind.
Aus allzu ängstlicher Beobachtung des Zusammenhanges begehen die französischen und deutschen Dichter einen anderen Fehler, der wirklich anstössig ist. Sie lassen oft die Ankunft einer neuen Person förmlich ankündigen, wo es gar nicht nötig wäre; als ob sie befürchteten, man würde den neu auftretenden nicht gewahr werden oder nicht kennen. Dieses Misstrauen in die Aufmerksamkeit des Zuschauers beleidiget ihn. Es kann freilich Fälle geben, wo diese Ankündigung nötig ist; aber sie wird gar zu oft ohne Not gebraucht.
Eine wichtigere Anmerkung ist die, dass die doppelten Auftritte, da zweierlei handelnde Personen einander nicht gewahr werden oder da jede Partei für sich handelt als wenn die andere sie noch nicht bemerkt hätte, mit der größten Behutsamkeit anzubringen sind. Allgemein sind sie abgeschmackt: Unsere Schaubühnen sind dazu viel zu klein. Die Alten hatten weit größere Bühnen, da gingen die doppelten Auftritte vollkommen an und waren bisweilen sehr lustig, wovon Plautus in dem zweiten Auftritt des zweiten Aufzugs im Paenulus ein gutes Beispiel gibt.
Stumme Auftritte, wo gar nichts oder sehr wenig Worte gesprochen werden, sind nicht im Gebrauch, könnten aber bei gewissen Gelegenheiten sehr gute Wirkung tun; wenn nur der Dichter sich auf die Geschicklichkeit der Schauspieler verlassen könnte. In der Oper wären sie leichter zu behandeln; weil die Musik der stummen Handlung zu Hilfe käme. Der besonderen Gattung der Auftritte, wo alle Leidenschaften auf das höchste gestiegen sind, ist anderswo gedacht worden. S. Aufführung.