Abdruck. (Zeichnende Künste) Jedes Werk, das durch Aufdrucken eines weichen Körpers auf einen harten, die in diesem Körper befindliche Form auf eine dauerhafte Art angenommen hat. In den zeichnenden Künsten hat man vornehmlich zwei Gattungen Werke, die man mit diesem Namen belegt.
Abdrücke von Kupferstichen und Holzschnitten. Wie die Abdrücke von den Kupferplatten gemacht werden, wird im Artikel Kupferdrucker beschrieben. Hier ist bloß von der Beschaffenheit der Abdrücke die Rede. Von derselbigen Kupferplatte können die Abdrücke von verschiedener Güte sein. Sowohl durch das Aufreiben der Farbe auf die Platte, als durch das Pressen derselben, verliert sie nach und nach etwas von ihrer Vollkommenheit. Die Stiche werden schwächer, die Platte nutzt sich ab; zuletzt verlieren sich die feinsten Striche und die stärksten werden stumpf. Alsdann gibt die Platte nur schlechte Abdrücke. Sie können aber auch gleich anfänglich, da die Platte noch in ihrer Vollkommenheit ist, durch unfleißige Besorgung des Druckens schlecht werden.
Die besten Abdrücke müssen unter den ersten hundert oder zweihundert, die gemacht worden sind, ausgesucht werden. Diese stellen die Arbeit der Kupferstecher in ihrer Vollkommenheit dar, und das feinste in den halben Schatten, auch überhaupt in allem, was zur vollkommenen Haltung gehört, ist darin noch vorhanden. In den folgenden hunderten fängt die Platte an nach und nach schlechter zu werden, die starken Striche werden stumpf und die feinsten zu schwach, oder verlieren sich allmählich. Man kann also an diesen Abdrücken weder die ganze Schönheit eines Kupferstichs erkennen, noch von der Vollkommenheit des Gemäldes, nach welchem er gemacht ist, urteilen. Je feiner und vollkommener ein Gemälde in Absicht auf die Harmonie der Farben und auf die Haltung ist, je wesentlicher ist es, dass man von dem Kupfer desselben die besten Abdrücke habe. Die Gemälde, deren Wert bloß von der Erfindung, Zeichnung und Anordnung herrührt, können auch aus schwächeren oder unvollkommenen Abdrücken noch beurteilt werden.
Überhaupt ist von Abdrücken zu wissen, dass gestochene Platten mehr gute Abdrücke geben, als radierte, weil die Striche in diesen niemals so tief, als in jenen sind. Eine gut gestochene Platte gibt insgemein an tausend leidliche Abdrücke. Eine radierte mehr oder weniger, nachdem sie bearbeitet ist, 500 bis 600.
Die schlechtesten Abdrücke sind diejenige, die von Platten gemacht sind, die schon aufgestochen worden, oder in denen man den verschwächten Strichen wieder durch den Grabstichel nachgeholfen hat. Wer ein wenig Erfahrung in Beurteilung der Kupferstiche hat, entdeckt sehr leicht die Abdrücke die von solchen Platten gemacht worden.
Es würde eine sehr vorteilhafte Sache sein, wenn man Platten machen könnte, die viel mehr Abdrücke aushielten. Dazu aber ist kein anderes Mittel, als ein Metal das fester als Kupfer ist, zu nehmen. Es wäre zu versuchen, ob nicht stählerne Platten, oder feine eiserne zu brauchen wären [s. Kupferplatte].
Abdrücke von geschnittenen Steinen und Schaumünzen. Man macht sie insgemein von feinem Siegellack. Dieses geschieht entweder in der Absicht, sie als Kunstwerke, in Mangel der Orginale, aufzubehalten, oder zum Behuf der Abgüsse und der Pasten zu verschicken. In beiden Fällen ist sehr nötig, den feinsten Lack zu nehmen, und sie auf Täfelchen von Holz zu machen, weil die Abdrücke auf Papier sich insgemein werfen. Man kann sie auch in Wachs machen; aber diese Materie wirft sich ebenfalls, und da sie sehr bald weich wird, könnte die Wärme den Abdrücken leicht alle Schärfe benehmen. Eine besondere Art von Abdrücken sind die, welche man mit Schnelloth von Schaumünzen macht. Wir wollen das Verfahren kürzlich beschreiben.
Das Schnelloth, oder die Maße zu diesen Abdrücken, besteht aus Blei und Zinn, die zu gleichen Teilen zusammen gemischt sind. Zuerst wird das Blei geschmolzen. Wenn es fließt, so wirft man etwas fett darauf, dass es nicht zu Aschen brenne: hernach wird das Zinn nach und nach beigemischt, die Maße wohl umgerührt und alsdann abgegossen. Ehe man dieses Metall braucht, ist es gut, dass es vorher noch ein paar Mal geschmolzen und abgegossen werde, weil es dadurch sanfter wird.
In diese Masse, die flüssig gemacht worden, werden die Schaumünzen, oder die Formen und Abdrücke derselben, wenn sie anfängt zu erkalten, und ihre Flüssigkeit zu verlieren, abgedruckt, oder vielmehr abgeschlagen. Dieses erfordert gewisse Handgriffe und einige Vorsichtigkeit, die wir kürzlich anzeigen wollen.
Man nimmt einen Kasten von Holz, etwa eine Elle lang und breit, in welchem das Abschlagen geschieht, damit das wegspritzende Schnelloth von den Seiten des Kastens aufgehalten werde. Auf den Boden des Kastens legt man ein halbes Buch weiches Papier, auf welchem, als auf einem Bette, das Abschlagen geschieht. Die Schaumünze, welche man abdrucken will, oder eine harte Form derselben, wird mit feinem Ton, oder einer anderen Materie auf ein Stück Holz, das man von oben bequem anfassen kann, fest gemacht, oder allenfalls halb in das Holz eingelassen und daran befestigt.
Nun nimmt man ein kleines Stück starkes geleimtes Papier, beugt es an dem Rand etwas in die Höhe, als ein kleines Schächtelchen, in welchem die abzuschlagende Münze liegen könnte. Dieses legt man auf das, an dem Boden des Kastens liegende, Papier, gießt es voll von dem geschmolzenen Schnelloth, von welchem man mit einem weichen Kartenblatt die sich oben setzende Haut sanfte abstreift.
Wenn man merkt, dass das Schnelloth anfängt zu erkalten, und seine Flüssigkeit zu verlieren, so schlägt man die abzudruckende Schaumünze senkrecht und so stark, als man kann, darauf; so drückt sie sich sauber in das Lot ab. Bei dem Aufschlagen spritzt ein Teil des Metalls herum: man muss deshalb entweder das Gesicht wegkehren, oder eine Maske, mit Gläsern vor den Augen, vor sich nehmen, auch die Hand mit einem Handschuh versehen, und überhaupt sich so rüsten, dass man von dem herumspritzenden heißen Metall keinen Schaden leide. Dieses Verfahren ist uns von Herrn Lippert in Dresden mitgeteilt worden.
Abdrücke geschnittener Steine in Glas werden Pasten genannt und an ihrem Orte beschrieben; von den Abdrücken derselben in eine weiße tonartige Materie ist in dem Artikel Abgüsse das mehrere nachzusehen.