Empfindung
Empfindung. Die Empfindung, die meist (— nicht immer —) vom „Gefühl“ (s. d.) unterschieden wird, ist die „Materie“ der Anschauung. Sie beruht auf der „Affektion“ der Sinnlichkeit (s. d.) durch die Dinge, ist die subjektive Reaktion der „Rezeptivität“ des Bewußtseins in bezug auf das die Empfindung Auslösende, die „Wirkung eines Gegenstandes auf die Vorstellungsfähigkeit, sofern wir von demselben affiziert werden“, KrV tr. Ästh. § 1 (I 75—Rc 93); eine Perzeption, die sich „lediglich auf das Subjekt als die Modifikation seines Zustandes bezieht“, ibid. tr. Dial. 1. B. 1. Abs. (I 333—Rc 401). Trotzdem wird sie „zum Erkenntnis der Objekte außer uns gebraucht“. Sie drückt „ebensowohl das bloß Subjektive unserer Vorstellungen der Dinge außer uns aus, aber eigentlich das Materielle (Reale) derselben (wodurch etwas Existierendes gegeben wird)“, KU Einl. VII (II 26). Sie bezeichnet „das Reale der Anschauungen“; Empfindungn machen „die eigentliche Qualität der empirischen Vorstellungen (Erscheinungen)“ aus, Prol. § 24 (III 65 f.). Die „Empfindung überhaupt“ ist die „Materie“, der „Stoff“ der Erscheinung, KrV tr. Ästh. § 8 (I 96—Rc 113); vgl. Form. Sie ist zwar ein Datum zu einer Erkenntnis, aber kein Abbild oder Nachbild von Eigenschaften der Dinge an sich.
Das Reale der Empfindung (als Materie zu einem Objekt) ist „bloß subjektive Vorstellung, von der man sich nur bewußt werden kann, daß das Subjekt affiziert sei, und die man auf ein Objekt überhaupt bezieht“. An sich ist die Empfindung „keine objektive Vorstellung“. Die „Apprehension vermittelst der Empfindung“ erfüllt nur einen Augenblick; die Empfindung hat also, da sie ohne „sukzessive Synthesis“ zustandekommt, keine extensive Größe. Aber sie ist einer Verringerung fähig, so daß sie abnehmen und so allmählich verschwinden kann. „Daher ist zwischen Realität in der Erscheinung und Negation ein kontinuierlicher Zusammenhang vieler möglicher Zwischenempfindungen, deren Unterschied voneinander immer kleiner ist als der Unterschied zwischen der gegebenen und dem Zero, oder der gänzlichen Negation.“ Wir wissen a priori von aller Empfindung, daß sie einen Grad, Intensität (s. d.), „intensive Größe“ hat, ebenso die als ihre und anderer Erscheinungen aufgefaßte Realität, KrV tr. Anal. 2. B. 2. H. 3. Abs. 2 Beweis (I 206 f.—Rc 262 f.). Die Qualität der Empfindung selbst ist „bloß empirisch“; nur die „intensive Quantität“ derselben (als Eigenschaft jeder Empfindung) kann „antizipiert“, a priori erkannt werden, ibid. (I 213 f.—Rc 270 f.). Vgl. Vorles. über Metaphys., S. 29 ff., N 619 f. — Es gibt „Organempfindungen“ (Sinnesempfindungen) und „Vitalempfindungen“, Anthr. 1. T. § 16 (IV 47); vgl. Sinne. Die Empfindung ist „Sinnenvorstellung (empirische Anschauung)“ im Unterschiede vom Begriff und von der reinen Anschauung, ibid. § 8 Anm. (IV 34). „Sensation“ ist „eine Vorstellung durch den Sinn, deren man sich als einer solchen bewußt ist“ und wenn die Empfindung „zugleich Aufmerksamkeit auf den Zustand des Subjekts erregt“, ibid. § 15 (IV 47). Tast-, Gesichts- und Gehörsempfindungen sind „mehr objektiv als subjektiv“, d. h. „sie tragen als empirische Anschauung mehr zur Erkenntnis des äußeren Gegenstandes bei, als sie das Bewußtsein des affizierten Organs rege machen“, ibid. § 16 (IV 47 f.). Vgl. Sinn, Wahrnehmung, Empirisch, Rein, Subjektiv, Grad, Intensität, Form, Antizipationen, Gefühl, Ästhetisch.