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Grenze

Grenze. Grenze ist bei einer stetigen Größe das, was den Grund der Schranken enthält, Mund. sensibil. § 15 (V 2, 111). Das Unendliche enthält den Grund der Grenze, welche durch Beschränkung des unendlichen Raumes und der unendlichen Zeit entsteht, ibid. Folgerung (V 1, 113 f.). Das Einfache (s. d.) in Raum und Zeit ist kein „Teil“, sondern „Grenze“.

In der Mathematik und Naturwissenschaft erkennt die menschliche Vernunft „zwar Schranken, aber keine Grenzen, d. i. zwar, daß etwas außer ihr liege, wohin sie niemals gelangen kann, aber nicht, daß sie selbst in ihrem inneren Fortgange irgendwo vollendet sein werde“. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Erkenntnis „geht ins Unendliche“, aber sie hat doch Schranken, da sie nur auf Erscheinungen geht und das Metaphysische und Moralische „ganz außerhalb ihrer Sphäre“ liegt. Metaphysik aber führt uns auf „Grenzen des reinen Vernunftgebrauchs“ und zeigt uns auch „die Art, solche zu bestimmen“, worin ihr eigentlicher Zweck liegt. Schranken sind bloße Negationen, Grenzen aber zugleich „etwas Positives“, und dieses besteht hier in den Noumena (s. d.), den Dingen an sich (s. d.), die wir als außerhalb unserer Erfahrung liegend noch annehmen müssen, ohne sie freilich erkennen zu können. Wir können sie im Verhältnis zur Sinnenwelt annehmen und denken. Wir halten uns auf dieser Grenze, „wenn wir unser Urteil bloß auf das Verhältnis einschränken, welches die Welt zu einem Wesen haben mag, dessen Begriff selbst außer aller Erkenntnis liegt, deren wir innerhalb der Welt fähig sind“, Prol. § 57 (III 123 ff.); vgl. Gott, Analogie. Erfahrung begrenzt sich nicht selbst, sie gelangt von einem Bedingten immer nur auf ein anderes Bedingte. „Das, was sie begrenzen soll, muß gänzlich außer ihr liegen, und dieses ist das Feld der reinen Verstandeswesen.“ Dieses Feld ist „für uns ein leerer Raum, sofern es auf die Bestimmung der Natur dieser Verstandeswesen ankommt“. Da aber eine Grenze selbst etwas Positives ist, so ist es doch „eine wirkliche positive Erkenntnis, deren die Vernunft bloß dadurch teilhaftig wird, daß sie sich bis zu dieser Grenze erweitert“. Die „Begrenzung des Erfahrungsfeldes durch etwas, was ihr sonst unbekannt ist“, ist eine Erkenntnis, die sich auf das Verhältnis dieses Unbekannten zu dem, was innerhalb der Erfahrung liegt, einschränkt, ibid. § 59 (III 133 f.); vgl. Theologie.

Die „Grenze der Erscheinung“ gehört noch mit zu der Erscheinung, aber das Ding, „was die Grenze macht“, liegt außer ihr, N 4958. — Die Ideen (s. d.) der Vernunft fordern, nichts innerhalb der Welt möglicher Erfahrung als absolute Grenze anzusehen, sondern immer weiter im Denken und Forschen zu gehen. Vgl. Grenzbegriff, Kritik d. r. V., Antinomie, Ding an sich, Idee, Unbedingt, Unendlichkeit, Vernunft.