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Stoizismus

Stoizismus. Der Stoizismus als Prinzip der Diätetik (s. d.), als Grundsatz des „sustine et abstine“, der Abhärtung, Stärke und Enthaltsamkeit gehört nicht bloß zur praktischen Philosophie als Tugendlehre, sondern auch zu ihr als Heilkunde, welche die Macht der Vernunft über die sinnlichen Gefühle betrifft, Str. d. Fak. 3. Abs. Grundsatz der Diätetik (V 4, 147). Der Stoiker, der ausrief: „Schmerz, du magst mich noch so foltern, ich werde doch nie gestehen, daß du etwas Böses ... seist“, hatte recht; denn den Wert seiner Person konnte dieses Übel nicht verringern, KrV 1. T. 1. B. 2. H. (II 79). Doch haben die Stoiker „moralische Schwärmerei statt nüchterner, aber weiser Disziplin der Sitten“ eingeführt, ibid. 3. H. (II 111); vgl. 2. B. 2. H. (II 143 f., 148). Ihr oberstes Prinzip, die Tugend als Bedingung des höchsten Guts, hatten sie ganz richtig gewählt, aber das moralische Vermögen des Menschen überspannt, ibid. 2. B. 2. H. V (II 162 f.). Die Tugend ist eine Tapferkeit, und es war richtig, die Würde der menschlichen Natur und die Freiheit zum Prinzip der Moral zu machen; aber bezüglich der Art und Weise, wie dem Bösen in uns zuerst zu begegnen, erkannten sie noch nicht das Richtige, Rel. 2. St. am Anfang u. 1. Anm. (IV 62 f.). Das Prinzip der „Apathie“ (s. d.), daß der Weise niemals im Affekt, selbst nicht in dem des Mitleids mit den Übeln seines besten Freundes sein müsse, ist „ein ganz richtiger und erhabener moralischer Grundsatz der stoischen Schule; denn der Affekt macht (mehr oder weniger) blind“, Anthr. 1. T. § 75 (IV 186).