1235. Sehen¹⁾. Ansehen²⁾. Gaffen³⁾. Angaffen⁴⁾. Gucken⁵⁾. Schielen, Schulen⁶⁾. Glupen⁷⁾. Blinzen⁸⁾. Schauen⁹⁾. Spähen¹⁰⁾.
Über sehen, ansehen und schauen s. Art. 110. Spähen heißt scharf sehen, um mit den Augen etwas zu entdecken. Ein Sehen ohne Aufmerksamkeit nennt man Gaffen (vgl. Art. 304). Der Gaffer hat seine Augen, oft auch den Mund, weit offen, ohne etwas deutlich zu sehen; er ist in einem empfindungslosen Staunen verloren. Angaffen ist von Gaffen so unterschieden, daß es die Richtung der Augen auf einen besonderen Gegenstand anzeigt, die bei dem bloßen Gaffen eine unbestimmte Richtung haben. Gucken heißt seine Augen nach einem Gegenstande hinwenden, so daß man dabei den Kopf demselben neugierig nähert. Wer bei vorwärts gerichtetem Kopfe seitwärts auf einen Gegenstand hinblickt, den er so unvermerkt sehen will, der schielt (eig. sieht schräg, von scheel, mhd. schëlch, ahd. scëlah, scheel, quer, schief, krumm). Schule ist die plattdeutsche Nebenform zu dem hochdeutschen schielen; der Ausdruck ist aber, wie das gleichfalls plattdeutsche Glupen, d. i. bei nach unten gerichtetem Kopfe böswillig und versteckt nach oben sehen, nur in niedriger Sprache und nur landschaftlich in Gebrauch. Blinzen oder auch blinzeln (Frequentativum zu blinzen) ist ein Sehen mit beinahe geschlossenen und dabei oft auf und nieder bewegten Augenlidern (altnord. blunta, blinzeln).