1432. Verzaubern, bezaubern¹⁾. Verhexen, behexen²⁾. Faszinieren³⁾.
Verzaubern heißt entweder: durch Zauber bannen oder durch Zauber verwandeln, sowie verhexen: durch Hexerei bannen oder durch Hexerei verwandeln, während bezaubern und behexen nur bedeuten: durch Zauber oder Hexerei bannen, in seinen Bannkreis ziehen, gewinnen. Wie zaubern edler und gewählter ist als hexen, so sind auch verzaubern und bezaubern die gewählteren Ausdrücke, während verhexen und behexen derbe und starke Volksausdrücke sind. Wenn jemand sagt: „Dieses Weib hat mich bezaubert“, oder: „Ich bin wie verzaubert, seit ich dieses Weib gesehen habe“, so vergleicht er das weibliche Wesen mit einer Zauberin, und es liegt in diesem Begriffe nichts Tadelnswertes, sondern nur die Anerkennung einer unerklärlichen Macht und Gewalt, die wie ein Zauber wirkt. Wenn aber jemand sagt: „Dieses Weib hat mich behext“, oder: „Ich bin durch sie wie verhext“, so vergleicht man sie mit einer Hexe, und in diesem Begriffe liegt die Anwendung niedriger, böser Mittel eingeschlossen. Der Zauber kann auch himmlischen Ursprungs sein, die Hexerei ist stets Höllen- und Teufelswerk. Deshalb ist Hexe als Bezeichnung für ein anziehendes weibliches Wesen eine ebenso starke Benennung, als wenn man es: schöne Teufelin, oder Valandinne (wie es z. B. V. Scheffel in einem Gedicht tut, vgl. Valand = Teufel, Art. 1302) nennt. In dem gleichen Verhältnis stehen verzaubern (bezaubern) und verhexen (behexen) auch in allen übrigen Anwendungen zu einander. „Meinen Sohn hast du verführt, hast der Tochter Herz verzaubert, hast auch meines nun gerührt.“ Unland, Bertran de Born. „Wie in einem verhexten Traum.“ Gottfried Keller, Die Leute von Seldwyla II, 44. — Faszinieren (lat. fascinare) ist das Fremdwort für bezaubern; es hebt besonders hervor, daß jemand durch eine Person oder Sache so gebannt wird, daß er von einem fremden Willen ganz und gar abhängt. Man gebraucht das Wort namentlich, um die hinreißende Wirkung einer Person, eines Blickes usw. zu bezeichnen, namentlich gewinnt das Wort dann auch die Bedeutung: verblenden, so daß jemand wie blind den Einwirkungen eines andern, z. B. eines Redners, Agitators, Verführers, einer Buhlerin usw., hingegeben ist. In figürlicher Bedeutung wendet man das Wort dann auch auf die Wirkung von Dichtungen, Musikstücken und Kunstleistungen aller Art an, durch die ein einzelner oder das Publikum fasziniert, d. i. völlig in den Bannkreis des Künstlers oder Kunstwerkes hingerissen wird.