1447. Volksschullehrer¹⁾. Lehrer²⁾. Erzieher³⁾. Schulmeister⁴⁾. Elementarlehrer⁵⁾.
Lehrer ist der allgemeinste Ausdruck, der in sich nicht nur die Unterrichtenden aller Schulgattungen, den Universitätslehrer, Gymnasiallehrer, Realschullehrer, Seminarlehrer, Volksschullehrer usw. begreift, sondern auch, je mehr die Schule neben dem Unterricht auch die Erziehung als ihre Aufgabe betont, den Erzieher in sich schließt. Im engeren Sinne bezeichnet jedoch Lehrer nur den Unterrichtenden, nicht nur.den in Wissenschaften, sondern auch den in Künsten und Fertigkeiten Unterweisenden, z. B. Sprachlehrer, Musiklehrer, Reitlehrer, Schwimmlehrer usw. Der Erzieher ist dagegen einer, der den Willen, den sittlichen Charakter, das gesellschaftliche Verhalten usw. eines Menschen zu entwickeln und zu bilden bestrebt ist. Man versteht daher unter Erzieher im engsten Sinne häufig den in einer Familie angestellten Hauserzieher, den Hofmeister der Kinder, unter Erzieherin das Kinderfräulein, die Bonne oder Gouvernante. Während der Lehrer und die Lehrerin für ihren öffentlichen Beruf eine staatlich geordnete Vorbildung und Prüfung nachweisen müssen, ist das für die bloßen häuslichen Erzieher nicht vorgeschrieben. Der Fall Dippold kann daher der Lehrerschaft Deutschlands nicht an die Rockschöße gehängt werden, da Dippold, der bekanntlich einen Knaben durch seine Strafen tot marterte, ein beruflich in keiner Weise vorgebildeter Hauserzieher, aber kein Lehrer war. Im weiteren Sinne wird jedoch Erzieher auch auf den Lehrer ausgedehnt, sofern er erziehend wirkt, namentlich seit Herbarts Lehre vom erziehenden Unterricht. Ja Erzieher kann sogar auf alle Menschenerziehung angewandt werden, auch auf eine Erziehung der Erwachsenen, wenn man z. B. einen großen Mann einen Erzieher seines Volkes oder der Menschheit nennt. So schrieb Nietzsche eine Schrift „Schopenhauer als Erzieher“, Langbehn nach Nietzsches Vorbild sein Werk „Rembrandt als Erzieher“, dem nun zahlreiche Bismarck, Moltke, Luther, Richard Wagner als Erzieher und Otto Ernsts Lustspiel Flachsmann als Erzieher folgten. Mit Otto Ernsts Drama war die mit Nietzsche einsetzende Reihe dieser Sprachbildungen abgelaufen. Die Satire hat die weitere Verwendung dieser Redeformel „als Erzieher“ unmöglich gemacht.
Volksschullehrer bezeichnet nur eine einzige Gattung der Lehrer, nämlich die an einer Volksschule wirkenden (vgl. Art. 1446). Elementarlehrer wird der Volksschullehrer genannt, sofern er in den ersten Elementen des Wissens und Könnens unterrichtet. Man versteht aber häufig unter Elementarlehrer nur einen solchen Volksschullehrer, der in der Elementarklasse, d. h. in der Klasse der neu aufgenommenen sechsjährigen Kinder, in der untersten Volksschulklasse unterrichtet, oder den in der Vorschule einer höheren Lehranstalt tätigen Lehrer. Schulmeister war die mittelalterliche Bezeichnung eines Schulhalters, der eine Schule einrichtete und sich zur Unterstützung eine Zahl von Schulgehilfen, wie ein Handwerksmeister eine Zahl von Gesellen, hielt. Pestalozzi faßte das Wort in einem hohen Sinne als Meister im Lehren und Erziehen, wenn er ausrief: „Ich will Schulmeister werden.“ Heute ist das Wort nur noch, wie auch die Worte schulmeistern, Schulmeisterei, schulmeisterlich, in üblem Sinne in Gebrauch. Man bezeichnet damit den Pedanten, nicht nur den Schulpedanten, sondern den Pedanten auf allen Gebieten.