1451. Vorgefühl¹⁾. Ahnung²⁾.
Vorgefühl ist der allgemeinere Ausdruck, es kann körperlich und geistig sein, z. B. das Vorgefühl einer Krankheit, eines Witterungswechsels, eines schlimmen Ereignisses, einer Freude, eines Schmerzes usw. Ahnung wird nur von einem geistigen Vorempfinden gesagt, namentlich von einem wunderbaren und unerklärlichen, z. B. Er hatte schon eine Ahnung von den schlimmen Zuständen, die er in der Heimat bei seiner Rückkehr vorfand, Ahnung eines glücklichen oder schlimmen Ereignisses, Todesahnung, Ahnung eines politischen Umschwunges usw. Vorgefühl bezeichnet auch das geistige Durchleben eines künftigen Zustandes im voraus, gleichsam in einem kleinen Vorbilde, z. B. Er hatte ein Vorgefühl der Seligkeit, der Hölle, der Strafe (böses Gewissen), seiner Martern usw. Wenn Ahnung in diesem Sinne steht, so bezeichnet es nicht ein wirkliches geistiges Durchleben, sondern nur ein rasches, flüchtiges, dunkles geistiges Vorempfinden, z. B. eine Ahnung der himmlischen Seligkeit usw. „Fühlt, wie das reinste Glück der Welt, | schon eine Ahnung von Weh enthält.“ Goethe, der ewige Jude. Überhaupt kann das Vorgefühl dunkel oder deutlich sein, die Ahnung ist immer nur ein dunkles Vorgefühl.
