744. Hang¹⁾. Neigung²⁾. Trieb³⁾.
Der Trieb ist eine angeborene, unwillkürliche und unbewußte Richtung der Seele auf einen Gegenstand hin, die Neigung und der Hang sind bewußte Richtungen der Seele auf etwas hin und entstehen nach und nach durch Gewohnheit. Bei den Menschen finden wir die Triebe daher schon in den ersten Augenblicken des Lebens tätig. Die Tiere haben Triebe, aber keine Neigungen und keinen Hang. Hang ist eine ganz besonders starke Neigung, welche die ganze Seele gefangen nimmt. Während die Neigung unter der Herrschaft des Willens und der Vernunft steht, steht der Hang oft zu Vernunft und Willen in Widerspruch und durchbricht ihre Schranken. „Ich tadle nicht gern, was immer den Menschen | für unschädliche Triebe die gute Mutter Natur gab; | denn was Verstand und Vernunft nicht immer vermögen, vermag oft | solch ein glücklicher Hang, der unwiderstehlich uns leitet.“ Goethe, Herm, und Dor. I. „Nun gibt es aber keine treffendere Darstellung der besiegten Schwere als ein geflügeltes Tier, das sich aus innerem Leben (Autonomie des Organischen) der Schwerkraft direkt entgegen bestimmt. Die Schwerkraft verhält sich ungefähr ebenso gegen die lebendige Kraft des Vogels, wie sich — bei reinen Willensbestimmungen — die Neigung zu der gesetzgebenden Vernunft verhält.“ Schiller, Kallias, oder über die Schönheit I.