788. Heulen¹⁾. Weinen²⁾. Wimmern³⁾. Schluchzen⁴⁾.
Weinen ist der allgemeinere Ausdruck und bezeichnet überhaupt das durch heftige Erregung des Gefühls herbeigeführte Fließen von Tränen. Das Schluchzen (eine Weiterbildung von schlucken) ist ein stärkeres Weinen und ist daher entweder die Wirkung eines heftigeren Schmerzes oder einer größeren Reizbarkeit, wie z. B. bei Kindern. Es besteht aus unwillkürlichen Zuckungen des Zwerchfelles, die sich in die Kehle fortpflanzen. Heulen (wohl von Eule, die urspr. Heule geheißen hat [vgl. Grimms Wb. III, 1193], wie lat. ululare von ulula, also eig. Laute ausstoßen, die wie Eulengeschrei klingen) heißt heftige, langgezogene hohle Töne ausstoßen, und ist ein tonmalendes Wort. Es wird zunächst von Tieren gesagt, und von diesen auch auf andere Dinge übertragen. Die Wölfe heulen, wenn sie hungrig sind, die Winde heulen usw. Dann wird heulen aber auch auf die Klagelaute angewendet, die jemand ausstößt, und nur in dieser Bedeutung ist es sinnverwandt mit weinen. Es bezeichnet dann die Äußerung eines Schmerzgefühls, das nicht durch Vernunft gemäßigt wird und sich ungeschwächt ganz dem Ausdrucke der Leidenschaft überläßt. Aber da heulen ursprünglich nur von Tieren gesagt wird (das Tier heult, der Mensch weint), so ist es, vom Menschen gebraucht, ein niedriger Ausdruck, der in guter Sprache nicht üblich ist. Mit wimmern bezeichnet man die schwachen, gebrochenen, zitternden Klagetöne, die ein heftiger Schmerz auspreßt. Weinen und schluchzen wird nur vom Menschen gesagt, wimmern, wie heulen, auch von Tieren und andern Dingen. „Hört ihr’s wimmern hoch vom Turm? | Das ist Sturm!“ Schiller, Glocke.