775. Heiligen¹⁾. Weihen²⁾. Widmen³⁾. Bestimmen⁴⁾.
Bestimmen und widmen sind die allgemeinen Ausdrücke. Ein Ding zu etwas bestimmen heißt bloß: festsetzen, welchen Gebrauch es in Zukunft haben soll; widmen heißt aber außerdem auch noch: es diesem festgesetzten Gebrauche auch wirklich übergeben. Ein Knabe kann z. B. von seinen Eltern zum Arzte bestimmt sein, sich aber dann in Wirklichkeit einem andern Berufe widmen. Außerdem ist widmen ein poetisch schönerer Ausdruck, als das einfache nüchterne Bestimmen. Widmen ist herzuleiten von ahd. widamo, mhd. wideme oder widem, d. i. das Geld oder Gut, was der Bräutigam der Braut (ursprünglich als Kaufpreis, den der Vater erhielt) bei der Eheschließung zu eigen gibt, dann überhaupt das, was jemand, z. B. der Kirche, dotiert wird. Widmen heißt daher eig. schenken, zueignen, vermachen. Daher nennt man noch jetzt die Zueignung poetischer und wissenschaftlicher Werke an verehrte Personen oder an das Publikum Widmung. Weihen (von ahd. wîho-, mhd. wîch, d. i. heilig) und heiligen heißt, etwas dem gottesdienstlichen Gebrauche widmen, überhaupt etwas zu einem Gegenstande religiöser Ehrfurcht machen. „Bereitet hurtig die Gefäße, | geheiliget zum Dienst der Messe.“ Schiller, Gang n. d. Eisenh. Weihen heißt aber auch, etwas den Mächten der Unterwelt übergeben, wie überhaupt, etwas einem Zwecke in feierlicher Weise widmen. Daher sagt man: er ist dem Verderben, dem Untergange usw. geweiht; oder: ein Schwert, ein Haus, eine Fahne usw. weihen. Heiligen kann in diesen Fällen nicht stehen. In der letzteren Bedeutung ist namentlich die Zusammensetzung einweihen üblich. — Für widmen wird häufig noch der Ausdruck zueignen gebraucht. Man schreibt z. B. bei der Widmung eines Werkes: „Dem Fürsten Bismarck in inniger Verehrung zugeeignet“ usw. Zueignen ist eine neuere Bildung, die den Inhalt, der in dem Worte widmen von alters her liegt, wieder recht hervorheben sollte; das Wort galt daher eine Zeitlang für inhaltsreicher, und daher vornehmer als widmen. Der Ausdruck widmen war zu konventionell geworden. Man wollte durch die Wahl des Wortes zueignen ursprünglich ausdrücken, daß die Widmung des Werkes nicht eine bloße leere Form sein, sondern das innige Verhältnis des Widmenden zu der Persönlichkeit, der das Werk gewidmet wurde, lebhaft betonen solle. Zum Teil besteht auch heute dieser Unterschied noch, doch hat sich im allgemeinen der Gefühlswert der beiden Worte ausgeglichen, so daß zueignen etwas mehr Förmlichkeit, widmen wieder mehr Inhalt gewonnen hat.