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745. Harm¹⁾. Gram²⁾. Kummer³⁾. Herzeleid⁴⁾. Schwermut⁵⁾.

1) Affliction.
2) Grief.
3) Sorrow.
4) Heart-break.
5) Melancholy.
1) Affliction (tristesse).
2) Chagrin (douleur).
3) Souci (chagrin).
4) Crève-coeur.
5) Mélancolie.
1) Affanno (ambascia).
2) Cordoglio.
3) Affizione (fastidio, cura).
4) Rammarico (crepacuore, tormento).
5) Malinconia (mestizia, tristezza).

Kummer (eig. Schutt, Steinhaufen, mit frz. encombre, Schutt, Hindernis, encombrer, verschütten, versperren, mittellat. combrus, Erdhaufen, hemmende Aufschüttung, und engl. to cumber, hindern, hemmen, verwandt; dann die „vorläufige Beschlagnahme der Habe des angeblichen Schuldners“, Arrest [vgl. Hildebrand, Grimms Wb. V, 2592ff.], endlich Sorge; die ursprüngliche Bedeutung ist im neuhochd. ganz erloschen) ist der Schmerz über ein gegenwärtiges Übel, der dadurch verstärkt wird, daß er die unglücklichen Folgen dieses Übels vorhersieht. Der bekümmerte sucht also Mittel, diesen Folgen vorzubeugen, und insofern verursacht ihm das gegenwärtige Übel Sorgen. Der Gram (mhd. gram = Unmut, verwandt mit Grimm und mhd. grimmen, d. i. in heftigem Zorne sein, toben) ist der tiefgefühlte Schmerz über den Verlust eines Gutes von großem Werte, verbunden mit einem leidenschaftlichen Verlangen nach demselben; er ist dauernder und stärker als der Kummer, er verzehrt sich in sich selbst, und die Zeit ist sein einziger Arzt. Der Kummer kann auch durch die Mittel gelindert werden, die uns eine Aussicht auf die Beseitigung seiner Ursache geben; ja er kann ganz aufhören, wenn die Mittel wirksam genug gewesen sind. „Weh dem, der fern von Eltern und Geschwistern j ein einsam Leben führt! Ihm zehrt der Gram, | das nächste Glück vor seinen Lippen weg.“ Goethe, Iphigenie 1. Aufz. Der Harm (mhd. harm = Leid, Beschimpfung; altnord. harmar [plur.] = Schimpf, Betrübnis, Kummer) ist ein größerer Grad des Grames; denn er ist der Schmerz über die Unwiederbringlichkeit und Unersetzlichkeit eines verlornen Gutes, das man zu seiner Glückseligkeit für unentbehrlich hält. Das Wort ist nur in gewählter, besonders in dichterisch gehobener Sprache üblich, während Kummer und Gram auch in der Umgangssprache gebraucht werden. Gram und Harm sind Herzeleid, wenn sie aus Kränkung und erlittenem Unrecht entstehen, namentlich aus einer tiefgehenden und unverdienten Kränkung, die uns von solchen bereitet wird, die unserm Herzen sehr nahe stehen. Ein ungeratener Sohn macht einer liebenden Mutter viel Herzeleid, wenn er, ungerührt durch ihr Bitten und Flehen, sich in Laster und Elend stürzt. Schwermut ist die Vertiefung der ganzen Seele in einen Schmerz, eine dauernde krankhafte Neigung der Seele zu düsterer Trauer.