782. Herrschen¹⁾. Regieren²⁾.
Herrschen (ahd. hêrisôn, mhd. hêrsen, d. i. hehr, hoch sein, neben ahd. hêrresôn, mhd. hërrsen, d. i. Herr sein) heißt, seinem Willen maßgebende Gewalt verschaffen, so daß sich andere nach demselben richten und fügen müssen; regieren (lat. regere) aber, mit den davon abstammenden Wörtern Regierung, Regent, Regiment, geht immer auf ein bestimmtes Ziel, einen Zweck, den die Oberleitung eines Unternehmens, einer Menge, eines Volkes usw. im Auge hat. Herrschen hebt also die Macht und Gewalt, regieren die Einsicht und den Verstand hervor. Die Mode herrscht, sofern sich jedermann nach ihr bequemen muß, und sie die Art, sich zu kleiden, zu wohnen, sich zu tragen usw. bestimmt. Ein herrschender Wind ist der, welcher als der stärkste allen andern Luftbewegungen seine Richtung mitteilt. Der Steuermann regiert das Schiff, indem er vermittels des Steuerruders die Richtung einhält, die das Ziel der Reise erfordert. „Wo Sittlichkeit regiert, regieren sie (die edlen Frauen), | und wo die Frechheit herrscht, da sind sie nichts.“ Goethe, Tasso II, 1.