348. Dauer¹⁾. Zeit²⁾. Weile³⁾.
Dauer (eine erst neuhochdeutsche Bildung zu dauern) bezeichnet bloß die Fortsetzung des Daseins eines Dinges (Gegens. Unbestand, Wechsel), Zeit hingegen die Aufeinanderfolge der Dinge, die ihr Dasein fortsetzen, die Folge bestimmter Veränderungen (Gegens. Ewigkeit). Von diesen hat man die beständigsten und bekanntesten als Zeitmaße gewählt, z. B. die Umläufe der Erde um sich selbst (Tage), um die Sonne (Jahre) usw. Der Begriff Zeit ist der allgemeinere, er schließt den Zeitpunkt wie die Zeitdauer ein. Die Zeit wird für sich, die Dauer an den Dingen gedacht. So spricht man von der Zeit vor und nach Christi Geburt, von der alten und neuen Zeit usw., aber von der Dauer der Welt, eines Krieges, einer Freundschaft usw. Der dritte schlesische Krieg fällt in die Zeit von 1756 bis 1763, seine Dauer beträgt sieben Jahre. „Zeit und Bekanntschaft heißen dich vielleicht | die Gabe wärmer fordern, die du jetzt | so kalt bei Seite lehnst und fast verschmähst | .... Auch ich verstehe wohl, so jung ich bin, | der Heftigkeit die Dauer vorzuziehn.“ Goethe, Tasso II, 3. „Dauer im Wechsel“ überschreibt derselbe Dichter ein Gedicht. Weile (mhd. wîle, ahd. wîla, Zeit, Zeitpunkt, Stunde) bedeutet eigentlich Ruhepunkt und bezeichnet sowohl die Zeitdauer, als auch den Zeitpunkt. Das Wort wird namentlich von kleineren Zeitabschnitten gebraucht. Man sagt z. B.: „Ich habe eine ganze Weile auf dich gewartet“, oder auch in der Verkleinerungsform: „Warte hier ein Weilchen auf mich!“ Solche kurze Zeitabschnitte von einigen Minuten oder auch Stunden bezeichnet man mit dem Ausdrucke Weile. Längere Zeitabschnitte, wie Jahre u. ähnl., benennt man gewöhnlich nicht mit diesem Worte. Von dem dreißigjährigen Kriege sagt man: er hat lange Zeit angedauert, nicht aber: eine lange Weile. Mitunter stellt man Weile mit Zeit in einem Ausdrucke zusammen, z. B. Mir wird Zeit und Weile lang. Überall tritt in Weile mehr der Zeitpunkt, den man gerade durchlebt, hervor, oder die Zeit, die bis zu einem gewissen Punkte verrinnt. So sagt man: bei nächtlicher Weile, oder: Gut Ding will Weile haben. Man spricht von langer Weile (gewöhnlich: die Langeweile), von Kurzweil, von einer guten Weile, die man einem andern als Frist gibt, um etwas zu erledigen usw.