368. Diener¹⁾. Knecht²⁾.
Durch Knecht (= „junger, rüstiger Bursche voll strotzender Kraft“; so wird das Wort noch in der Schweiz gebraucht, und das ist vermutlich auch die ursprüngliche Bedeutung, vgl. Hildebrand, Grimms Wb. V, 1382) werden gegenwärtig nur noch die niedrigsten Stufen des dienenden Standes und zwar nur in dem Hausstande, durch Diener hingegen alle Stufen, auch die höhern, sowie auch diejenigen bezeichnet, die in der bürgerlichen, kirchlichen und andern größern Gesellschaften die Geschäfte unter der höchsten Herrschaft besorgen. Früher war das Wort Knecht nicht bloß auf die niedersten Verhältnisse hinabgedrückt, man sprach da von einem Knecht (Knappen) im Gegensatz zum Ritter, von Kriegsknechten, Landsknechten usw. „Und ein Edelknecht, sanft und keck, | tritt aus der Knappen zagendem Chor.“ Schiller, Taucher. „Und wer mir’s vor die Augen brächt, | es wäre Ritter oder Knecht, | der soll mein Trauter bleiben.“ Goethe, Blümlein Wunderschön. Späterhin, namentlich seit dem 17. Jahrhundert, nahm das Wort die Bedeutung: ein Dienender an und trat besonders in Gegensatz zu dem Begriffe Herr. „Gott ist wahrhaftig und gerecht, | hie liegt der Herr, hie liegt der Knecht. | Nun ihr Weltweisen tretet herbei, | sagt wer Knecht oder Herre sei.“ Petri, Sprichwörter. „Wie der Herr, so der Knecht.“ Gegenwärtig findet man das Wort hauptsächlich noch auf dem Lande und nur noch in der oben angegebenen Beschränkung, z. B. Viehknecht, Pferdeknecht, Großknecht, Mittelknecht, Fuhrknecht usw. Diener dagegen nennen sich oft auch sehr hochgestellte Personen; so sagte Friedrich der Große, daß er der erste Diener des Staates sei. — In übertragener Bedeutung weist Knecht auf niedrige, kriechende Unterwürfigkeit hin, z. B. Fürstenknecht, knechtische Gesinnung, Knecht seiner Lüste usw. Das Wort Knecht tritt hier geradezu in Gegensatz zu dem Begriffe frei. Diener kann so nicht gebraucht werden. „Denn mit dem Knechte zugleich bemüht sich der tätige Freie.“ Goethe, Hermann und Doroth. „Und ich hörte viel und oft | erzählen von dem fremden Inselvolk, | das über Meer gekommen, uns zu Knechten | zu machen und den fremdgebornen Herrn | uns aufzuzwingen.“ Schiller, Jungfrau von Orleans I, 10.