403. Dürr¹⁾. Trocken²⁾.
Dürr (Gegens. saftreich, frisch, lebendig, grün) unterscheidet sich von trocken (Gegens. naß) dadurch, daß es einem Körper beigelegt wird, dem es an der Feuchtigkeit fehlt, welche den Lebenssaft ausmacht. Eine trockene Hand ist die, welche nicht von außen naß ist, eine dürre die, welche keine Nahrungssäfte enthält, die zum Leben unentbehrlich sind. Trockner Sand ist der, welcher bloß nicht naß ist, dürrer Sand, welcher keine Nahrungssäfte für die Pflanzen enthält, auf welchem also nichts wachsen kann. Daher ist dörren auch mehr als trocknen; denn es heißt nicht bloß, das nasse Korn von seiner Feuchtigkeit befreien, sondern den Keim in diesem ertöten und den Umlauf des Nahrungssaftes unmöglich machen. „Denn so man das tut am grünen Holz, was will am dürren werden?“ Luc. 23, 31. „Ich sag es dir: ein Kerl, der spekuliert, | ist wie ein Tier, auf dürrer Heide | von einem bösen Geist im Kreis herumgeführt, | und ringsumher liegt schöne grüne Weide.“ Goethe, Faust I. Studierzimmer. — Sehr oft wird dürr auch zur Bezeichnung der Magerkeit gebraucht, z. B. ein langer, dürrer Mensch, namentlich in Zusammensetzungen wie: klapperdürr, spindeldürr u. a. — Uneigentlich heißt dürr entweder soviel wie: armselig und nutzlos, z. B. eine dürre, unfruchtbare Lehre, oder soviel wie: unverhüllt, ohne Umschweif, z. B. mit dürren Worten jemandem etwas erklären. Trocken dagegen bedeutet uneigentlich soviel wie: ohne Geist und Leben, namentlich ohne Phantasie, z. B. eine trockene Darstellung.