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380. Dreist¹⁾. Keck²⁾.

1) Bold, fearless.
Hardi (courageux).
Ardito.
2) Audacious, saucy.
Osé (téméraire).
Audace (temerario).

Dreist (eine neuhochd. Bildung aus niederd. drîsti, d. i. dreist, verwegen; für dreist findet man zuweilen auch dreust geschrieben; diese Form, die auf einer volksetymologischen Anlehnung des Wortes an dräuen beruht, ist jedoch falsch) ist der, welcher furchtlos und ohne Scheu vor Schwierigkeiten und Gefahren, namentlich auch ohne Schüchternheit und Blödigkeit andern Menschen gegenüber, spricht und handelt (Gegens. blöde, ängstlich, furchtsam). So sagt man: Das Kind ist zu blöde, es muß dreister werden; sage nur dreist deine Meinung! usw. Häufig wird dreist auch in tadelndem Sinne gebraucht und bezeichnet einen, der auch da keine Scheu zeigt, wo sie geboten erscheint, der anmaßend und unbescheiden ist, z. B. er log mir dreist ins Gesicht. „Nein, er gefällt mir nicht, der neue Bürgermeister, | nun, da er’s ist, wird er nur täglich dreister.“ Goethe, Faust I. Keck (mhd. këc, Nebenform zu quëc, ahd. quëc, d. i. lebend, lebendig, mit lat. vivus verwandt, jetzt noch in Quecksilber, erquicken) wird gegenwärtig vorwiegend tadelnd gebraucht und bezeichnet einen Menschen, dessen Kühnheit aus einem mit einer gewissen ungestümen, gedankenlosen Lebhaftigkeit verbundenen Leichtsinne entspringt. „Ein kecker Bursche ist mindestens ein dreister, manchmal aber fast mit stärkerem sittlichen Tadel als dreist.“ Hildebrand, Grimms Wb. V, 378. „Die Kühnheit macht, die Freiheit den Soldaten. | Vermöcht’ er keck zu handeln, dürft er nicht | keck reden auch? Eins geht ins andre drein.“ Schiller, Picc. I, 2. „Schreit“ ich bald straßab und sing keck und frohen Mutes: Mit und ohne Hochzeitring ist die Lieb was Gutes!“ Carl Busse, Der Sausewind. Vagabunden, Stuttgart und Berlin 1901, S. 6.