351. Deuchten¹⁾. Dünken²⁾. Bedünken³⁾.
Deuchten und dünken ist ursprünglich ganz dasselbe Wort, indem deuchte (mhd. dûhte, Konj. diuhte) das Praet. zu dünken (mhd. dünken) war. Im 15. Jahrh. aber bildete sich in der Umgangssprache ein unorganisches Praes. deucht und im 17. Jahrh. entstand dazu ein Inf. Praes. deuchten. Beide Ausdrücke: Mich oder mir deucht (der Akk. war bis in die Mitte des 18. Jahrh. ausschließlich in Gebrauch, dann wird aber auch der Dativ gesetzt, den Goethe und Schiller sogar vorwiegend anwenden), wie: mich (Goethe gebraucht auch mir) dünkt bezeichnet ein Mißtrauen, das wir in unser Urteil setzen; es sind Ausdrücke der Bescheidenheit. Mich deucht geht aber mehr auf den sinnlichen Schein, der uns täuschen kann, mich dünkt mehr auf die mangelnde Begründung unseres Urteils. „Himmel und Erde, so deucht es ihm, wollten fliehen.“ Klopst., Mess. 10, 998. „Welch ein Mädchen ich wünsche zu haben? Ihr fragt mich. Ich hab sie, | wie ich sie wünsche; das heißt, dünkt mich, mit wenigem viel.“ Goethe, Venet. Epigr. 28. Doch fließen die Bedeutungen beider Ausdrücke aufs mannigfaltigste ineinander über. Mich bedünkt, oder es will mich bedünken ist nur eine vollere Form für mich dünkt, die gegenwärtig nur selten gebraucht wird. — Von Andresen und andern Sprachforschern wird empfohlen, das Präsens deucht und besonders den Infinitiv deuchten ganz zu meiden. In der Tat herrscht hier große Unklarheit. Die Stammformen des Verbums dünken lauten: Inf. Präs. dünken, Imperfektum: deuchte, Partizip. Perfecti: gedeucht. Es empfiehlt sich, um in dem eingerissenen Wirrwar Klarheit zu gewinnen, das Präsens deucht ebenso zu meiden, wie das häufig vorkommende Imperfektum: dünkte. Ich habe mich in meinem Handbuche der deutschen Sprache I, 168. II, 72 in ähnlichem Sinne ausgesprochen und verweise hier auf die betreffenden Stellen. Auch hinsichtlich der Rektion von dünken ist es empfehlenswert, das Wort durchgängig mit dem Akkusativ zu verbinden (Mich dünkt) und den Dativ zu verwerfen.