387. Dunkel¹⁾. Düster²⁾. Finster³⁾.
Finsternis ist dem Lichte entgegengesetzt, und finster ist also, was ohne alles Licht ist. Ehe das Licht erschaffen war, war es finster auf der Tiefe. 1. Mos. 1, 2. Ist aber das Licht nicht so stark, daß die Gegenstände unterschieden werden können, dann sind sie dunkel, und das Licht selbst brennt dunkel (Gegens. hell). Wir setzen das Dunkelblau dem Hellblau usw. entgegen. Nun hat aber die Dämpfung des Lichtes nicht nur die Wirkung, daß sie uns außerstand setzt, die Gegenstände gehörig zu unterscheiden, sondern auch die, daß sie uns traurig macht und Furcht verursacht. Wegen der ersten Wirkung nennen wir einen Ort dunkel, wegen der andern düster (niederdeutsch düster, dûster; aus dem Niederdeutschen ins Hochdeutsche übergegangen, zu Dust [Staub, Dunst] gehörig; Gegens. heiter). Wer an sehr kleinen und feinen Sachen arbeitet, der kann nicht in einem dunkeln Zimmer wohnen, er braucht ein helles; wer zur Traurigkeit geneigt ist, tut nicht wohl, sich oft und lange in einem düstern Zimmer aufzuhalten; ein heiteres ist für seinen Gemütszustand geeigneter. Es wird in einem Walde dunkel, wenn man die Wege in diesem nicht mehr unterscheiden kann; der Wald ist düster, sofern der Aufenthalt in ihm Grauen erregt. „Was Spelunke nun sei, verlangt ihr zu wissen? Da wird ja | fast zum Lexikon dies epigrammatische Buch. | Dunkele Häuser sind’s in engen Gäßchen.“ Goethe, Venet. Epigr. 70. „Wie in Totenhallen düster, | wird’s im Pappelweidenhain.“ Matthisson. Die angegebenen Unterschiede in der Bedeutung liegen auch dem uneigentlichen Gebrauche dieser Wörter zugrunde. Der gänzliche Mangel des Lichts, die Finsternis, ist das Bild von einem Zustand des Unglücks und des Elends oder der Unwissenheit und Verblendung. „Bindet ihm Hände und Füße, und werfet ihn in die äußerste Finsternis hinaus.“ Matth. 22, 13. „Das Licht scheinet in der Finsternis.“ Joh. 1, 5. Eine finstre Miene ist eine zornige, drohende, böse, verdrießliche Miene. „Er saß auf seinem Throne, so finster und so bleich.“ Uhland, des Sängers Fluch. Ein Schriftsteller ist dunkel, wenn er nicht verständlich ist; er ist düster, wenn er, selbst schwermütig, schwermütige Empfindungen in uns erregt. Young ist ein dunkler und düsterer Dichter; das erstere, weil er schwer zu verstehen ist, das letztere, weil seine Gedichte die Wirkung einer schwermütigen Laune sind und den Leser in eine schwermütige Stimmung versetzen.