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Löbliches zu berichten haben. Es erhöht die gute Meinung von unserm Geschmack, indem es anzeigt, dass derselbe anderwärts das Vortreffliche kennen gelernt hat und daher auch hier es zu schätzen wissen wird: denn wer vordem Vollkommenheiten zu würdigen gewusst hat, wird ihnen auch nachmals Gerechtigkeit widerfahren lassen. Zudem gibt es Stoff zur Unterhaltung, zur Nachahmung, und befördert lobenswerte Kenntnisse. Man erzeigt dadurch, auf eine sehr feine Weise, den gegenwärtigen Vollkommenheiten eine Höflichkeit. Andere machen es umgekehrt: sie begleiten ihre Erzählung immer mit Tadel und wollen dem Gegenwärtigen durch Herabsetzung des Abwesenden schmeicheln. Dies glückt ihnen bei oberflächlichen Leuten, welche nicht inne werden, wie listig sie, bei einem Jeden, recht schlecht vom Anderen reden. Manche haben die Politik, die Mittelmäßigkeiten des heutigen Tages höher zu schätzen, als die vortrefflichsten Leistungen des gestrigen. Der Aufmerksame durchschaue alle diese Schliche und lasse sich weder durch die übertriebenen Erzählungen der Einen mutlos machen, noch durch die Schmeicheleien der Anderen aufblasen; sondern sehe ein, dass Jene sich an Einem Orte gerade so, wie am anderen benehmen, ihre Meinungen vertauschen und sich stets nach dem Orte richten, an welchem sie eben sind.