219.
Man gelte nicht für einen Mann von Verstellung, obgleich sich’s ohne solche heut zu Tage nicht leben lässt. Für vorsichtig sei man gehalten, nicht für listig. dass man schlicht in seinem Tun sei, ist Allen angenehm, wiewohl es nicht Jeder für sein eigenes Haus mag. Die Aufrichtigkeit gehe nicht in Einfalt über, und die Klugheit nicht in Arglist. Man sei lieber als ein Weiser geehrt, als wegen seiner Schlauheit gefürchtet. Die Offenherzigen werden geliebt, aber betrogen. Die größte Kunst bestehe darin, dass man bedecke was für Betrug gehalten wird. Im goldnen Zeitalter war die Gradheit an der Tagesordnung, in diesem eisernen ist es die Arglist. Der Ruf, ein Mann zu sein, welcher weiß was er zu tun hat, ist ehrenvoll und erwirbt Zutrauen; aber der eines verstellten Menschen ist verfänglich und erregt Misstrauen.