426. Eigenlob¹⁾. Selbstlob²⁾.
Selbstlob ist der allgemeine Ausdruck; er bezeichnet überhaupt den Beifall, den man sich selbst spendet, und kann sowohl in günstigem, wie in ungünstigem Sinne gebraucht werden. Es gibt nur wenig Fälle, in denen ein bescheidener Mensch von sich selbst sprechen wird, und wenn er es zu seinem Lobe tut, so wird er es tun, wenn er sich in der unangenehmen Notwendigkeit sieht, sich gegen eine ungerechte Beschuldigung zu rechtfertigen, und auch dann wird er nicht mehr von sich sagen, als zu seiner Rechtfertigung nötig ist. Das Gute, was er alsdann von sich sagt, ist Selbstlob, aber kein Eigenlob. Dieser letztere Ausdruck wird vielmehr nur tadelnd gebraucht. Eigenlob ist nämlich ein Selbstlob, das sich ein Mensch ausschließlich, als Vorzug vor andern beilegt. Ein solcher spricht von seinen Vorzügen und Verdiensten überall und ohne Veranlassung, um sich allein zum Mittelpunkt der allgemeinen Bewunderung zu machen. Dadurch macht er das Lob aber selbst verdächtig, indem er sich den Vorwurf eines unbescheidenen Prahlers zuzieht. Und das hat zu dem bekannten Sprichworte Anlaß gegeben: Eigenlob stinkt. „Man sagt: eitles Eigenlob stinket; das mag sein. Was aber fremder und ungerechter Tadel für einen Geruch habe, dafür hat das Publikum keine Nase.“ Goethe, Spr. i. Pr. 125. Berechtigtes Selbstlob ist es, wenn Lessing sagt: „Seines Fleißes darf sich jedermann rühmen."