469. (Sich) Entsetzen¹⁾. Erschrecken²⁾.
Erschrecken (mhd. ich erschricke, erschrëcken, d. i. aufspringen, intr.; mhd. ich erschrecke, erschrecken, d. i. aufspringen machen, trans., Bewirkungswort zu dem ersten; daher z. B. Heuschrecke = eig. Heuspringer) drückt einen geringern Grad der Gemütsbewegung, die durch einen plötzlich einwirkenden Gegenstand hervorgebracht wird, entsetzen (mhd. entsitzen, d. i. aus dem ruhigen Sitz kommen, intr.; entsetzen, d. i. aus dem ruhigen Sitz bringen, trans., Bewirkungswort zu dem ersten) aber den höchsten aus. Das Entsetzen tritt plötzlich und sehr heftig auf, hervorgerufen durch ein großes Übel, das unvermutet vor unsere Seele tritt. Es ist daher eine rein unangenehme Gemütsbewegung. Das Erschrecken kann aber mit Vergnügen gemischt sein, ja man kann auch über etwas Angenehmes erschrecken, sobald es uns plötzlich überfällt. Das Unangenehme dabei entsteht durch die Plötzlichkeit der Veränderung des Zustandes. „Ich fasse nicht, was diese Reden meinen, | doch sie entsetzen mich.“ Schiller, Don Carl. IV, 21. „Was ist Euch, Mistress? Was entsetzt Euch so?“ Ders., M. Stuart V, 5. (Schiller gebraucht gern statt des refl. sich entsetzen das trans. entsetzen.) „Wie? Dies erschreckt dich? Kennst du den Don Cesar? Schiller, Br. v. Mess. III, 3. „Sie werden vor Wonne freudig erschrecken.“ Klopstock. „Ich ... denke mir das freudige Erschrecken | der überraschten, hocherstaunten Braut.“ Schiller, Braut v. Mess. III, 3.