446. Eitel¹⁾. Schnöde²⁾.
Was keinen Wert hat und den Vorteil nicht gewährt, den man sich davon verspricht, es sei, daß wir es nicht besitzen und genießen können, oder daß es für uns keinen Wert hat und kein Vergnügen verschafft, wenn wir es besitzen, ist eitel (ahd. îtal, d. i. leer, ledig, nichtig, unnütz). So sind eitle Wünsche sowohl die vergeblichen, als auch solche, deren Gegenstand, wenn wir ihn erhalten, keine Befriedigung gewährt. In diesem letztern Sinne sagt Salomo: Es ist alles eitel, d. i. die Vergnügungen der Sinne haben keinen wahren Wert, sie gewähren keine dauernde Befriedigung. „Eitler Wunsch! Verlorne Klagen! | Ruhig in dem gleichen Gleis | rollt des Tages sichrer Wagen, | ewig steht der Schluß des Zeus.“ Schiller, Klage d. Ceres. — „Dich hat der eitle Ruhm bewegt.“ Schiller, Kampf mit d. Drach. Das Schnöde (mhd. snœde, d. i. ärmlich und erbärmlich, schlecht; die Grundbedeutung ist wohl dürftig, man nimmt auch an, daß das Wort zu snûden, d. i. spotten, höhnen, gehöre) hat nicht bloß wie das Eitle darum keinen Wert, weil es keine Befriedigung gewährt und das Streben danach vergeblich und unnütz ist, sondern weil es schädlich, verächtlich, verderblich, und das Streben danach, sowie der Genuß desselben, schändlich ist. Schnöde ist also weit stärker als eitel. „Was edle Seelen Wollust nennen, vermischt mit schnöden Lüsten nicht.“ Hagedorn. „Hab’ ich dich je für schnöden Sold, für eitles Lob durchwacht?“ J. G. Jacobi. „Möcht’ ich den Menschen doch nie in dieser schnöden Verirrung | wiedersehn! Das wütende Tier ist ein besserer Anblick.“ Goethe, Herm. u. Dor. VI, 74. — Als Substantiva zu schnöde sind die Wörter die Schnöde, Schnödheit und Schnödigkeit mit der Bedeutung: das Schnödesein in Gebrauch; das Wort Schnödigkeit hat zuweilen auch die Bedeutung: schnöde Äußerungen. Das Wort Schnödität (in der Bedeutung: schnöde Äußerung), das z. B. Heine gebraucht, ist nicht gutzuheißen.