478. Erachten¹⁾. Gedanke²⁾. Meinung³⁾.
Gedanken sind überhaupt alle klaren und deutlichen Vorstellungen (Begriffe, Urteile), die sich Menschen von Dingen machen. Meinungen sind Urteile, die sich auf einige Gründe stützen, die diesen Urteilen einigen Schein der Wahrheit geben, aber nicht ausreichen, um ihnen allgemeine Gültigkeit zu geben. Der Ausdruck Meinung deutet also immer das Unsichere und Unzulängliche eines Urteils an. Die Mohammedaner machen sich wunderliche Gedanken von dem künftigen Leben; sie stellen es sich als einen Zustand vor, in dem alle Arten sinnlicher Vergnügungen genossen werden. Sie sind der Meinung, daß Mohammed einem jeden wahren Muselmann den Eingang in dieses Paradies verschaffen werde. Erachten (eig. etwas prüfend ins Auge fassen) ist eine Meinung von dem Werte einer Sache, die auf vorhergegangene Prüfung gegründet ist. Der Graf Clermont-Tonnerre hat eine Prüfung der ersten französischen Konstitution geschrieben, die nach seinem Erachten viele Fehler hat. Für Erachten gebraucht man zuweilen auch den Ausdruck Dafürhalten, z. B. nach meinem Dafürhalten ist dieser Vorschlag nicht gut. Doch ist dieser Ausdruck seiner Schwerfälligkeit wegen nicht besonders zu empfehlen. — Oft nennt man auch ein auf sichere Gründe gestütztes Urteil eine Meinung, entweder aus Bescheidenheit oder um das Subjektive dieses Urteils anzudeuten.