627. Galosche¹⁾. Überschuh²⁾. Gamasche³⁾. Überstrumpf⁴⁾. Manschette⁵⁾. Stulpe, Handärmel, Handkrause⁶⁾.
Galosche (aus ital. galoszia, span. galocha, frz. galoche) ist ein sehr gebräuchliches Fremdwort für das deutsche Überschuh; in Österreich und Bayern sagt man Kalosche. Sämtliche Wörter dieses Artikels sind vorwiegend in der Mehrzahl in Gebrauch: Galoschen, Gamaschen, Manschetten. Da die Galoschen meist aus Gummi hergestellt sind, so nennt man sie auch Gummigaloschen oder Gummischuh. Durch das Wort Gummischuh ist das Wort Überschuh fast gänzlich verdrängt worden, ähnlich wie frz. caoutchoucs in Frankreich mit Vorliebe gebraucht wird. Gamasche (aus frz. gamache, f., Beinbekleidung, prov. garamacha, galamacha; diese Wörter gehen auf span. guadamarci, d. i. Leder von Gadames, einer Stadt in Tripolis, zurück) bezeichnet einen Überstrumpf mit Knöpfen. Das deutsche Wort Überstrumpf kann dagegen auch den Überziehstrumpf, der ohne Knöpfe ist, bezeichnen. Das deutsche Wort Überstrumpf ist fast gar nicht in Gebrauch und wird völlig durch das Fremdwort Gamasche ersetzt. Die Gamaschen sind entweder aus Stoff, Tuch oder Leder, zuweilen auch aus Wollgarn. Die Ledergamaschen brauchen besonders die Radfahrer, Sportsleute und Jäger. Die Gamaschen sind entweder kurz und bedecken dann nur den oberen Teil des Fußes bis ein wenig über den Knöchel, oder lang und reichen dann bis zu den Knieen. Damit die Beinkleider beim Radfahren nicht in die Speichen des Rades geraten, legen die Radfahrer Ledergamaschen an, die oft bis zu den Knieen reichen. Fälschlicherweise werden diese Gamaschen zuweilen als Radfahrmanschetten bezeichnet. Dieser sprachliche Mißbrauch ist zu bekämpfen.
Manschette (aus franz. manchette, von franz. manche, f., Ärmel, das auf lat. manica, f., Ärmel, zurückgeht, eine Weiterbildung zu lat. manus, f., Hand) bezeichnet immer nur eine Bekleidung des Unterärmels, da wo Hand und Arm sich vereinigen. Die deutsche Bezeichnung dafür ist Handärmel oder Handkrause, in der Umgangssprache auch Stulpe, weil sie über die Hand und den Unterärmel des Hemdes gestülpt wird. Stulpe ist ein Wort, das erst im Neuhochdeutschen auftritt und aus dem Niederdeutschen in das Hochdeutsche aufgenommen worden ist (vgl. niederländ. stulp, Dämpf-, Schmordeckel, und stulpen, mit einem Deckel bedecken). Manschette ist der üblichste und allgemeinste Ausdruck und bezeichnet diesen Handärmel, gleichviel ob er lose über den Hemdärmel gestülpt wird oder am Handärmel befestigt ist, gleichviel ob er aus steifem leinenen oder aus weichem gekräuselten Stoff gefertigt ist. Stulpe bezeichnet nur die lose und steife Manschette, weil nur diese übergestülpt werden kann. Handkrause ist stets eine am Ärmel befestigte, aus weichem gekräuselten Stoff bestehende Manschette. Die Verdeutschung Handärmel für Manschette ist nur sehr wenig in Gebrauch, kann aber alle Arten von Manschetten bezeichnen.
In übertragener Bedeutung kommen nur Gamasche und Manschette vor. Gamasche wurde früher namentlich von den Gamaschen gebraucht, die die Soldaten tragen mußten, und man sprach daher geradezu von Gamaschenstiefeln. Daraus entstand die Wendung Gamaschendienst zur Bezeichnung steifen soldatischen Wesens und militärischer Pedanterie, besonders zur Benennung eines ganz in kleinen Äußerlichkeiten und äußerlichen Disziplinbestimmungen aufgehenden Soldatendienstes im Frieden. Einen in solchem Dienste aufgehenden Soldaten nannte man einen Gamaschenknopf oder in etwas gewählterer Form einen Gamaschenritter oder Gamaschenmenschen. Die übrigen Ausdrücke können in diesem Sinne nicht stehen.
Außerdem bezeichnen die Wendungen: „Gamaschen haben“ und „Manschetten haben“ einen Zustand der Furcht und Angst, z. B. er hatte höllische Gamaschen. „Gamaschen haben“ in diesem Sinne stammt aus dem Militärdienste und bezeichnet eigentlich die Furcht eines Soldaten vor einer Strafe, die er sich leicht durch Verletzung der zahlreichen Disziplinbestimmungen zuziehen konnte. Der Ausdruck „Manschetten haben“ geht nicht, wie man vielfach lesen kann, auf die von den Verbrechern spöttisch als Manschetten bezeichneten Handschellen zurück, die ihnen angelegt wurden, zuletzt vom Henker, sondern auf die Ängstlichkeit und übertriebene Behutsamkeit des Manschettenträgers, der in seiner Putzsucht ängstlich auf seine Kleidung achtete und dem die Manschetten zitterten (vgl. Herman Hirt in der Neubearbeitung von Weigands Wörterbuch, 5. Aufl.). Das Zittern der Manschetten wurde dann allgemein als Ausdruck besonders starker Furcht in spöttischer Weise verwendet. Galosche und die übrigen Ausdrücke können in solcher Bedeutung nicht stehen.