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653. Gebräuchlich¹⁾. Gewöhnlich²⁾. Üblich³⁾. Gemein⁴⁾.

1) In use.
2) Usual.
3) Customary.
4) Common.
1) Usité (en vogue).
2) Usuel (habituel).
3) En usage.
4) Commun (ordinaire).
1) Usato (in uso).
2) Solito (abituale).
3) Usuale.
4) Comune.

Gewöhnlich bezeichnet überhaupt das, was wir gewöhnt sind zu tun oder wahrzunehmen (vgl. Art. 652), was regelmäßig geschieht und was nicht selten ist. Es wird nicht nur von menschlichen Zuständen und Handlungen, sondern auch von Naturereignissen gebraucht und unterscheidet sich dadurch hauptsächlich von den übrigen Ausdrücken. Man sagt ebensowohl: dieser Arbeiter kommt gewöhnlich zu spät zur Arbeit, als in unserm nördlichen Himmelsstriche friert es gewöhnlich im Januar am stärksten. Gewöhnlich ist gleich häufig als Adjektivum, wie als Adverbium in Gebrauch, während üblich und gebräuchlich fast nur als Adjektiva vorkommen und als Adverbia nur selten verwendet werden. Im adjektivischen Gebrauch hat gewöhnlich zuweilen den Nebenbegriff des Geringen, Unbedeutenden, Unschönen, weil dieses ja häufiger ist als das Große. Bedeutende, Ausgezeichnete. So sagt man: Dieses Mädchen hat gewöhnliche Züge, und meint damit: unfeine, unbedeutende, grobe. Ebenso sagt man: ein gewöhnlicher Stil, eine gewöhnliche Malerei usw. Gebräuchlich und üblich kommen in diesem tadelnden Sinne nie vor, wohl aber gemein. Gebräuchlich ist das, was im Gebrauch befindlich oder dem Gebrauch und Herkommen entspechend ist (vgl. Art. 652). Man sagt: Diese Redensart ist überall gebräuchlich, d. h. in Gebrauch; wenn ein Fremder zum erstenmal am Hofe erscheint, so ist es gebräuchlich, d. h. dem Gebrauch und Herkommen entsprechend, daß er dem Fürsten von dem Hofmarschalle vorgestellt werde. Üblich (von üben, ausüben mit ahd. uoba, d. i. Landbau, dann Ausübung, Gebrauch, Sitte, sowie mit lat. opus verwandt) bezeichnet eigentlich nur das, was allgemeiner Gebrauch ist. Man wird also sagen müssen: an einigen Orten ist der Exorzismus bei der Taufe noch gebräuchlich, nicht aber: er ist noch üblich; denn es ist kein allgemein herrschender Gebrauch. Doch wird üblich sehr oft ganz ohne Unterschied der Bedeutung als gewählter Ausdruck für gebräuchlich verwendet. Gemein (d. i. allgemein) ist das, was alltäglich geschieht, ferner das, was nicht bloß bei gewissen bevorzugten Ständen gefunden wird, sondern bei allen bis zu den niedrigsten herab, z. B. das gemeine Wohl, d. i. das, was zum Wohlbefinden aller gehört. „Und hinter ihm in wesenlosem Scheine | lag, was uns alle bändigt, das Gemeine“ (d. i. das Alltägliche). Goethe, Epilog zu Schillers Glocke. Auch in der Stelle aus Wallensteins Tod im vorhergehenden Artikel heißt das Gemeine so viel wie: das Alltägliche. Eine Mode ist gemein, wenn sie von den höhern Ständen zu den niedrigen herabgestiegen ist; ein Ausdruck ist gemein, wenn er nicht bloß aus dem Munde der Gebildeten, sondern auch der Ungebildeten gehört wird; es bezeichnet deshalb gemein auch wohl den wenig gewählten, ja niedrigen Ausdruck. Dieser Nebenbegriff des Niedrigen hat sich nach und nach immer fester mit gemein verbunden, so daß man gegenwärtig bei dem Ausdruck gemein, in der Umgangssprache wenigstens, zunächst nur an diese tadelnde Bedeutung denkt, z. B. ein gemeiner Schurke, eine gemeine Dirne, eine Gemeinheit usw.