647. Gebärde¹⁾. Miene²⁾. Grimasse³⁾.
Das Wort Gebärde (Substantivum verbale zu gebaren) ist der allgemeinere Ausdruck und bezeichnet Bewegungen und Stellungen des menschlichen Körpers, sowohl die ganze Haltung des Körpers, als auch den Ausdruck im Gesicht oder die Bewegung der Glieder; ferner zeigt es sowohl willkürliche als unwillkürliche Bewegungen an, und endlich sowohl solche, die der Ausdruck des Innern, der Gedanken, Empfindungen, der Neigung oder Abneigung usw. sind, wie solche, die es nicht sind. Miene (von frz. la mine, d. i. Haltung, Ansehen, Aussehen, Gesichtsbildung) dagegen wird nur von der Bewegung der Gesichtszüge gebraucht, und zwar nur von einer solchen, die willkürlich geschieht und zugleich der Ausdruck des Innern ist. Grimasse (von frz. grimace, das auf mittellateinisch grimaceus, a, um, zurückgeht und von altnord. die grîma, d. i. Larve, Helm, abgeleitet ist) bezeichnet ursprünglich eine durch Zorn und Unmut verzerrte Gebärde und gegenwärtig überhaupt jede absichtlich ins Häßliche und Widerliche verzogene Gebärde. „Der eine flieht mit düsterm Blick von hinnen, | der andre weilt mit fröhlicher Gebärde.“ Goethe, Geheimnisse. „Mit aufgerichteter Gebärde | der Mensch dazwischen steht allein“ (unter den Tieren). Rückert, Naturbetrachtungen eines persischen Dichters, Werke VI, 64. „Ich kenne sie, jene stolze, höhnische Miene, die auch das Gesicht einer Grazie entstellen würde ... Die Verziehung (des Mundes) muß nicht bis zur Grimasse gehen.“ Lessing, Em. Gal. I, 4.