722. Grab¹⁾. Grube²⁾. Gruft³⁾.
Eine in die Erde gegrabene Vertiefung nennt man Grube (von graben), z. B. Düngergrube, Kalkgrube, Lehmgrube usw. Das Wort wird dann weiter auf kleine rundliche Vertiefungen überhaupt angewendet, z. B. Grübchen im Kinne, Herzgrube u. ähnl. Grab bezeichnet nur eine zur Beerdigung der Toten gegrabene Vertiefung; in uneigentlicher Bedeutung bezeichnet es den Tod, den Untergang eines Dinges, z. B. Grab der Liebe, der Freiheit, des Glückes, der Hoffnung usw., oder die Stätte des Unterganges, z. B. „Einen Blick | nach dem Grabe | seiner Habe | sendet noch der Mensch zurück.“ Schiller, Glocke. „Aber Rom in allem seinen Glanze | ist ein Grab nur der Vergangenheit.“ Ders., An die Freunde. Gruft (aus it. grotta, frz. grotte, Höhle, mittellat. grufta, lat. crypta, griech. kryptê, d. i. eig. verdeckter Ort, unterirdisches Gewölbe, von kryptos, verborgen, dieses wieder von kryptein, verhüllen) bezeichnet ein unterirdisches ausgemauertes Gewölbe, das zur Bestattung von Toten bestimmt ist, z. B. Familiengruft, Fürstengruft usw. Das Wort ist edler als Grab. Auch auf Berghöhlen, Schluchten, Kerker und modrige, dumpfe, abgeschlossene Räume wird das Wort übertragen. „Schlummre ruhig in der Grabeshöhle, | . . . bis, befruchtet von Jehovahs Hauche, | Gräber kreisen — auf sein mächtig Dräun | in zerschmelzender Planeten Rauche | ihren Raub die Grüfte wiederkäun.“ Schiller, Elegie auf den Tod eines Jünglings.
Mit Grube sind auch Höhle, Höhlung, Grotte und Kluft sinnverwandt. Höhle (ahd. die holî, mhd. die hüle, von hohl) bezeichnet überhaupt einen kleineren oder größeren hohlen Raum, z. B. Bauchhöhle, Augenhöhle usw. „In den öden Fensterhöhlen | wohnt das Grauen.“ Schiller, Glocke. Dann bezeichnet es im engeren Sinne aber namentlich einen größeren hohlen Raum in der Erde, z. B. Erdhöhle, Felsenhöhle, Berghöhle u. a. So liegt z. B. am Unterharz die Baumannshöhle, bei Muggendorf in Oberfranken die Sophienhöhle usw. Der Fuchs verkriecht sich in seine Höhle. Höhlung ist entweder die Tätigkeit des Aushöhlens oder der Zustand des Hohlseins, es ist das Verbalsubstantiv zu höhlen. Dann bezeichnet es auch kleine, nicht sehr tiefe Höhlen, sowie bloße Einbiegungen an Gegenständen, z. B. die Höhlung des Schildes usw. Grotte (von frz. grotte, vgl. Gruft) ist eine gewölbte Höhle, dann namentlich auch eine künstlich hergestellte gewölbte Höhle, die häufig mit Muscheln, Moos, Efeu, Rankenwerk u. ähnl. ausgeschmückt ist. Ja, eine Grotte kann auch bloß in Laubwerk nachgeahmt sein, z. B. Laubgrotten. Schon Adelung bringt aus Geßner folgendes Beispiel: „Sieh, wie auf dem Hügel die Haselstaude zu grünen Grotten sich wölbt.“ Die Kluft (mhd. die kluft, Spalte, Höhle, Kluft, Gruft, ahd. die chluft, Zange, Schere; von kliuban, d. i. klieben, spalten, zu dem es Verbalsubstantiv ist; das Wort heißt also eig. Spaltung) ist eine weite Spalte, namentlich Risse im Erdreich und Felsenspalten werden so genannt. „Durch Gebirg und Klüfte | herrscht der Schütze frei.“ Schiller. „Große Klüfte spalten sich aufwärts (im Felsen).“ Goethe. Auch in übertragener Bedeutung: „Daß zwischen Idee und Erfahrung eine gewisse Kluft befestigt scheint, die zu überschreiten unsere ganze Kraft sich vergeblich bemüht.“ Goethe.