687. Gemächlich¹⁾. Bequem²⁾.
Wir brauchen zu unsern Zwecken die uns umgebenden Dinge, und diese wirken verschieden auf uns; einige sind so passend und geeignet für ihren Zweck, daß ihre Anwendung keinerlei Mühe verursacht. Diese nennen wir bequem (von ahd. biquâmi, passend, tauglich, mhd. bequæme, von bekommen, ahd. biquëman, d. i. bei-, zu-, entgegenkommen). Eine Treppe ist bequem, wenn sie nicht zu steil und nicht zu enge ist, und wenn ihre Stufen weder zu hoch noch zu niedrig sind. Eine bequeme Sittenlehre ist eine solche, die uns nicht zu beschwerlichen Pflichten verbindet. Gemächlich setzt zu diesem Begriffe hinzu, daß die uns umgebenden Dinge durch keine Unannehmlichkeit unsere Ruhe stören; das Wort wird überhaupt nur von solchen Dingen gebraucht, die zum Ausruhen dienen (vgl. gemach). Ein Stuhl ist bequem, wenn er weder zu hoch ist, damit wir ohne Beschwerde mit den Füßen die Erde berühren können, noch zu niedrig, damit wir ohne Beschwerde mit den Armen den Tisch erreichen können, an dem wir arbeiten. Er ist aber zugleich auch gemächlich, wenn er so weich gepolstert ist, daß der Leib von dem harten Holze, das ihn umgibt, keinen unangenehmen Eindruck empfindet. Beide Wörter werden aber nicht bloß von Dingen, sondern auch von Menschen gesagt. Ein bequemer Mensch scheut die Mühe und Beschwerlichkeit, dem Gemächlichen verursacht alles leicht eine unangenehme Empfindung, was ihn umgibt, und er sucht es durch die ausgesuchtesten Mittel zu entfernen. Der Gemächliche ist allemal auch bequem, aber der Bequeme nicht immer gemächlich.