643. Gasthof¹⁾. Gasthaus²⁾. Herberge³⁾. Wirtshaus⁴⁾.
Herberge (ahd. heribërga, d. i. der Ort, der ein Heer birgt, Heerlager) bezeichnete ursprünglich jeden Ort, wo ein Gast Lager und Speise erhielt, mochte es bei Verwandten oder Freunden sein, gegen Zahlung oder ohne Zahlung geschehen. Noch heute sagt man in diesem Sinne herhergen und beherbergen. Aber seitdem in den Städten Häuser entstanden, in denen die Reisenden gegen Zahlung mehr Bequemlichkeit fanden, ist die Benennung Herberge nur solchen Häusern geblieben, in denen den Reisenden nur Dach und Lager gegeben wird, und sie selbst ihr Essen, wie auch Futter für ihre Pferde mit sich führen, und das ist meistens in den Herbergen auf schlechten Dörfern der Fall. Außerdem heißen so auch die Häuser, welche die Handwerkszünfte zur Unterkunft für wandernde Handwerksburschen gegründet haben: Schuhmacher-, Schneiderherberge usw. Ein Wirtshaus dagegen gewährt gewöhnlich nur Essen und Trinken gegen Zahlung und kein Nachtlager: doch ist zuweilen auch von Wirtshäusern die Rede, in denen man übernachten kann. Die ganze Einrichtung in einem Wirtshaus ist einfach. Ein Gasthaus dagegen ist größer und bequemer eingerichtet und gewährt außer Speise und Trank immer auch Nachtquartier. Ein Gasthof ist ein großes, weitläufiges, mit mehreren Nebengebäuden versehenes Gebäude, in welchem viele Fremde oder Gäste aufgenommen werden können, die daselbst nicht allein Raum für ihre Wagen und Stallung für ihre Pferde, sondern auch bequeme Zimmer finden, in denen ein jeder nach seinem Stande die nötigen Bequemlichkeiten haben und bewirtet werden kann. Leider hat sich für Gasthof der fremde Name Hotel eingebürgert. Im älteren Deutsch hieß der Ort, wo Speisen und Getränke gegen Bezahlung verabreicht wurden, eine Schenke (von Schenken, verschenken). Heute noch ist der Name auf dem Lande zuweilen in Gebrauch, leider ist er in der Umgangssprache durch die Fremdwörter Restauration und Restaurant fast ganz verdrängt. In der Poesie ist jedoch der Ausdruck noch in Gebrauch, und er ist da von guter Wirkung. „Mein Lehrer ist Hafis, mein Bethaus ist die Schenke, | ich liebe gute Menschen und stärkende Getränke.“ Bodenstedt, Mirza-Schaffy. „Drum bitt’ ich Gott den Herrn, | daß er stets Herz und Fuß die rechten Pfade lenke, | weitab von der Moschee und allen Bonzen fern | mein Herz zur Liebe führe und meinen Fuß zur Schenke.“ Ebenda. Hier in Dresden heißt ein großes und weit bekanntes Wirtshaus schon seit vielen Jahren: Deutsche Schenke zu den drei Raben.