641. Gassenhauer¹⁾. Gassenlied²⁾. Volkslied³⁾. Bänkelsängerlied⁴⁾.
Lieder, die im Volke bekannt sind und von ihm gesungen werden, heißen Volkslieder. Sie sind gewöhnlich auch aus dem Volke hervorgegangen und die Verfasser daher meist unbekannt. Sofern sich in ihnen die nationale Eigentümlichkeit ausspricht, sind sie ein beachtenswerter Teil der Literatur. Die Mode verschafft modernen Liedern zuweilen eine überraschend schnelle Verbreitung. Wenn diese Lieder dann sogar auf der Gasse von Weib und Kind gesungen werden, haben sie als Gassenlieder den Höhepunkt ihres Ruhms erreicht. Der Überdruß vertilgt dann ihr Gedächtnis schnell. Manche Lieder erscheinen wegen ihres derben und gemeinen Inhalts, der von einer entsprechenden Melodie getragen wird, von vornherein nur für ein Gassenpublikum bestimmt; sie heißen Gassenhauer, auch Tänze werden so genannt (Gassenhauer = urspr. wohl ein Tanz, bei dem die Gasse gestampft wurde, wie man jetzt noch sagt: aufhauen für mit lautem Geräusch den Boden berühren). Bänkelsängerlieder (Bänkelsänger sind herumziehende Sänger, deren Podium ein Bänkchen war, von dem aus sie zum Leierkasten ihre Lieder, gewöhnlich Räuber- und Mordgeschichten, sangen) heißen die von herumziehenden Drehorgelspielern an Straßenecken und ähnlichen Orten abgesungenen Lieder.