659. Gefährten¹⁾. Gesellen²⁾. Genossen³⁾. Gespielen⁴⁾.
Gefährten (eig. die zusammen dieselbe Fahrt = Weg, Reise machen) reisen, Gesellen (eig. die zusammen wohnen, von ahd. sal, d. i. Wohnsitz, Haus) arbeiten, Genossen (von genießen, eig. die zusammen dasselbe Brot essen, einen Brotherrn haben, ähnliche Bildung wie Kumpan, das von panis herzuleiten ist) genießen, und Gespielen spielen miteinander. Gefährte wird noch jetzt von Zusammenreisenden gebraucht, z. B. Reisegefährte, hat aber seine Bedeutung dahin erweitert, daß es überhaupt alle die bezeichnet, welche eine Handlung gemeinschaftlich vollbringen oder gleiche Schicksale haben, z. B. Spiel-, Leidens-, Glücks-, Kriegs-, Lebensgefährte usw. Geselle bezeichnet jetzt nur noch in der Handwerkersprache den Stand der Lohnarbeiter bei den Handwerkern, die keine Lehrburschen mehr und noch keine Meister sind, die sich also mit dem Meister für einen gewissen Lohn zur Arbeit verbunden haben. Diese eingeschränkte Bedeutung ist dem Worte Geselle erst später geblieben, nachdem es in den höheren Ständen außer Gebrauch gekommen war. Denn in den älteren Zeiten waren Gesellen alle, die durch gemeinschaftliche und gegenseitige Pflichten und Rechte miteinander verbunden waren. So hießen selbst noch die Kurfürsten Gesellen, und in der Schule war Schulmeister der Rektor und die übrigen Lehrer die Schulgesellen. So gebraucht es auch noch Luther in seiner Bibelübersetzung. „Daniel und seine Gesellen.“ Dan. 2, 13. Nur in dichterischer Sprache hat das Wort noch eine weitergehende Bedeutung, indem da Geselle als poetisch altdeutsches Wort für Jüngling, Mann, Gefährte gebraucht wird, sowie in Prosa, auch in der Umgangssprache der Ausdruck Junggesell noch üblich ist. „Herein, herein! du finsterer Geselle!“ Nic. Lenau, An Fr. Kleyle. Goethe hat eine Ballade gedichtet: „Der Junggesell und der Mühlbach.“ Darin nennt der Geselle den Bach: „Geselle meiner Liebesqual.“ „Zwei junge Gesellen gingen | vorüber am Bergeshang.“ Eichendorff, Sehnsucht. Genossen sind diejenigen, die an einem gemeinschaftlichen Nutzen oder Genuß teilnehmen. In diesem Sinne sagt man Bergwerksgenossen, Tischgenossen, Ehegenossen, Haus-, Volks-, Zeitgenossen usw. Und so wird es von Teilnehmern des edelsten Vergnügens in der höchsten Dichtersprache gebraucht. „Wie vom reinen Nektartau umflossen | wonnevoller Ewigkeit Genossen.“ W. A. Schlegel. Gespielen sind Kinder, die zusammen spielen. Auch in späterem Alter nennen sich die, welche ihre Kindheit zusammen verlebt haben, Jugendgespielen. (Vgl. Art. 842.)