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705. Gesittet¹⁾. Sittlich²⁾. Sittsam³⁾.

1) Well-bred.
2) Moral.
3) Modest, discreet.
1) Bien-élevé (honnête, poli).
2) Moral.
3) Modeste (réservé, pudique).
1) Costumato.
2) Morale.
3) Garbato.

Man nennt überhaupt sittlich, was mit der Freiheit des Willens in Verbindung steht, es sei als Grund oder als Folge. Das sittliche Verderben begreift sowohl den Aberglauben, die Irreligiosität, weil sie auch auf die freien Handlungen des Menschen einen schädlichen Einfluß haben, als die Laster, weil sie eine Wirkung des Mißbrauchs der Freiheit sind. Da man aber einmal das Böse in den Handlungen unsittlich genannt hat, so hat sich die Bedeutung von sittlich von selbst auf das Gute in denselben, sowie auf den Menschen, dem wir ein sittliches Betragen beilegen, eingeschränkt. Eben das ist auch der Fall mit gesittet, dem das Ungesittete entgegensteht. Gesittet unterscheidet sich von sittlich dadurch, daß es nur die gute Beschaffenheit des äußern Betragens und der äußern Sitten anzeigt, während sittlich die Übereinstimmung aller unserer freien Handlungen mit dem Sittengesetz bezeichnet. Ein tugendhafter Mensch führt ein sittliches Leben, ein lasterhafter ein unsittliches; die Handlungen des erstern sind den sittlichen Gesetzen gemäß, die Handlungen des letztern sind ihnen entgegen. Ein gesitteter Mensch beobachtet in der Gesellschaft ein Betragen, durch das er niemand beleidigt, keinem anstößig und ekelhaft wird. Sittsam bezeichnet dasjenige maßvolle Verhalten in Wort, Gebärde und Handlung, aus dem man auf innere Zucht der Sitten schließt. Ein Weib, das keine Schranken für seine unzüchtigen Begierden kennt, mag noch so gesittet scheinen, ja sogar durch die Maske der Sittsamkeit ihre innere Verdorbenheit zu verbergen suchen, ihre Unsittlichkeit wird immer das moralische Gefühl beleidigen.