694. Gepolter¹⁾. Geprassel²⁾. Gerassel³⁾. Geräusch⁴⁾. Getöse⁵⁾. Getümmel⁶⁾.
Geräusch bedeutet eigentlich allgemein jeden Schall, den wir vernehmen; der Ausdruck wird aber vorwiegend zur Bezeichnung eines weniger starken, gelinden und verworrenen Schalleindruckes verwendet, wie ihn z. B. das Rauschen des Wassers und des Windes erregt. Die seidenen Kleider verursachen, wenn sie bewegt werden, ein Geräusch, das, wenn es fortdauert, empfindlichen Personen unangenehm werden kann. Ein Geräusch kann auch durch eine große Menge kleiner und daher auch entfernter Eindrücke entstehen, es ist der Stille überhaupt entgegengesetzt; ein Getöse (von tosen, ahd. dôsôn, was auf altnord. thyss, d. i. Lärm, zurückgeht) hingegen entsteht aus stärkern und nähern Eindrücken. In einer Schlacht ist das Getöse des Geschützes und des Hufschlages der Pferde betäubend, die friedliche Ruhe wird durch das Geräusch der Waffen gestört. Getümmel (mhd. das getümele, später auch getummel, von mhd. der tumel, d. i. Lärm, von dem auch tummeln herkommt, das mit taumeln, ahd. tômôn und tumilôn, d. i. sich im Kreise bewegen, sich drehend bewegen, desselben Stammes ist) ist der dumpfe und verworrene Schall, der durch eine große Menge unordentlich bewegter Menschen und Tiere entsteht; Getöse und Geräusch können nicht allein aus helleren Schalleindrücken bestehen, sondern sie können auch von leblosen Dingen verursacht sein. Das Getümmel entsteht aus. dem Stampfen und Stoßen einer unordentlich zusammengedrängten Menge. Ein Gepolter ist der Schall, den fallende feste Körper hervorbringen. Ein Geprassel (von prasseln, mhd. prasteln, verwandt mit mhd. brasten, ahd. braston, d. i. krachen, zu bersten, mhd. bristen, d. i. brechen, gehörig) verursachen die festen Körper, die zerbrechen, indem ihre Teile sich plötzlich und gewaltsam voneinander trennen; es ist ein Totaleindruck, der aus den kleinern Eindrücken zusammengesetzt ist, den die Trennung der Teile auf das Gehör übt. Wenn ein Gebäude einstürzt, ein Baum fällt, die Dornen im Feuer zu brennen anfangen, so verursachen sie ein Geprassel. Ein Gerassel (von rasseln, mhd. razzeln, toben, rasen, vermischt mit niederd. rateln, klappern) ist das Geräusch, welches Eisenwerk, Ketten, die Räder am Wagen verursachen, indem sie zusammenschlagen oder über einen harten Boden fahren. Geprassel und Gerassel, und wohl auch Gepolter sind zugleich onomatopoetische (schallnachahmende) Ausdrücke. Auch die Ausdrücke Gerumpel (von rumpeln, mhd. rumpeln, lärmen, poltern) und Rummel gehören hierher. Unter Gerumpel versteht man ein dumpfes Geräusch, das durch Lasten hervorgebracht wird, die über eine unebene oder holprige Fläche gezogen werden, z. B. Der Wagen rumpelt über den Holzdamm; Lastwagen, die über holpriges Straßenpflaster fahren, verursachen ein heftiges Gerumpel. Früher wurde rumpeln auch da gebraucht, wo wir heute poltern oder rasseln sagen. So heißt es z. B. bei Luther in der Fabel von der Stadtmaus und Feldmaus: „in des kompt der kelner und rumpelt mit den schlüsseln an der tür.“ Wir gebrauchen rumpeln aber nicht mehr in dieser Bedeutung, sondern nennen das helle, klirrende Geräusch, das metallene Gegenstände verursachen, ein Gerassel. Der Rummel (erst im Neuhochdeutschen findet sich das Wort, von niederd. rummel, Haufe, verwandt mit rumpeln) ist soviel wie Lärm, Durcheinander, unruhiges Hin- und Herlaufen u. ähnl. Das Wort ist in guter Sprache nicht gebräuchlich, und nur in derber Sprechweise sagt man z. B. von der Unruhe und dem Lärm, die von einem Feste verursacht werden: „War das ein Rummel!“ oder von unordentlich durcheinandergeworfenen, nicht mehr in Gebrauch stehenden Gegenständen: „Da liegt der Rummel!"