544. Fallen¹⁾. Sinken²⁾. Stürzen³⁾.
Fallen bezeichnet allgemein die Bewegung nach unten hin, sinken dagegen drückt nur eine ruhige und allmähliche Bewegung nach unten aus, z. B. der Kahn sinkt im Wasser, die Wolke sank langsam herab usw. Der Kredit eines Kaufmanns ist (im uneigentlichen Sinne) gesunken, sofern er bloß nicht mehr so groß ist als bisher; er ist gefallen, sofern der Kaufmann gar keinen Kredit mehr hat. Die langsame Bewegung beim Sinken erklärt sich in vielen Fällen daraus, daß der sinkende Körper noch mit seinem Haltungspunkte in Verbindung ist; was fällt, ist davon getrennt und ruht erst dann, wenn es unten liegt. Das Haupt der trostlosen Niobe wird von den Künstlern in ihren Schoß herabgesunken vorgestellt, heißt: Es ist bis in ihren Schoß niedergebeugt; — in ihren Schoß herabgefallen, würde heißen: Es ist von ihrem Körper getrennt und in ihren Schoß herabgerollt. Ein Senkblei sinkt ins Wasser, wenn man es an einer Schnur hinabläßt; es fällt aber ins Wasser, wenn es sich von der Schnur löst und den Grund berührt. Der nämliche Unterschied ist in den Bewirkungswörtern: senken und fallen sichtbar. Die Bäume senken ihre Zweige, um dem Wilden ihre Früchte anzubieten: er aber fällt sie lieber, um diese Früchte noch bequemer pflücken zu können. Hier ist senken bloß niederbeugen, fällen hingegen, den Baum von seinen Haltungspunkten trennen, so daß er sich auf die Erde legen muß. Stürzen, als sinnverwandt mit fallen, bezeichnet dagegen nur eine besonders heftige und geschwinde Bewegung nach unten. Es kann aber auch von einer plötzlichen Bewegung nach jeder andern Richtung gebraucht werden. Man sagt ebensogut: Er stürzte in das Zimmer hinein, als: Er stürzte von dem Dache auf die Straße herab, oder: Er stürzte in freudiger Erregung die Treppe herauf. Ein Haus fällt ein, wenn das in die Höhe geführte Gemäuer und Gebälk sich nach dem Erdboden bewegt und auf diesem liegen bleibt, es stürzt ein, wenn diese Bewegung eine heftige und plötzliche ist, es sinkt ein, wenn es auf unterhöhltem oder weichem Boden steht und dieser nachgibt. „Wo die Kugelsaat | regnet, stürz' ich Verlass’ner hinein.“ Schiller, Schlacht.