574. Flamme¹⁾. Feuer²⁾. Lohe³⁾.
Feuer ist der Wärmestoff an sich in dem Zustande seiner Entbindung; es kündigt sich, auch ohne in Flammen aufzuschlagen, durch seine Wärme dem Gefühl, durch sein Leuchten dem Gesicht an, sowie durch seine Wirkung auf die Körper, die es, nach ihrer verschiedenen Beschaffenheit und nach den verschiedenen Graden seiner Stärke und Dauer, bald zerstört, bald erweicht und flüssig macht, bald härtet. Flamme ist das bewegte, aufflackernde Feuer, aber mit allen seinen Eigenschaften des Brennens, Zerstörens usw. Lohe (mhd. der lohe, d. i. Flamme, flammendes Aufleuchten, verwandt mit altnord. loge, Flamme; mhd. lohen = flammend aufleuchten, verwandt mit Licht, und lat. lux, lucere, lucidus) ist die helle, durchsichtige Flamme, wie sie sich dem Gesichte darstellt, entweder in schneller, zitternder und schimmernder Bewegung oder in einer gewaltig aufwallenden Feuermasse. Das Adverbium loh bedeutet geradezu hell, licht, z. B. „Hol mir dürr Holz, daß das Feuer loh brennt, wenn dein Vater kommt,“ Goethe, Götz v. Berl. V, 6. Wir sagen dafür gewöhnlich jetzt lichterloh. Es brannte lichterloh. „Prasselnd fängt es an zu lohen.“ Schiller, Eleusisches Fest. „Wehend umleckt’ ihn die Loh', und es braust aufsiedend der Kessel.“ Voß, Luise I, 332. — Auch Glut ist sinnverwandt. Das Wort hebt vor allem die starke Feuermasse und die von dieser ausströmende Hitze hervor. „Da ritt in seines Zornes Wut | der Graf ins nahe Holz, | wo ihm in hoher Öfen Glut | die Eisenstufe schmolz.“ Schiller, Der Gang nach dem Eisenhammer. „Rot wie Blut ist der Himmel; | das ist nicht des Tages Glut.“ Schiller, Glocke. Im übertragenen Sinne bezeichnet daher Glut das starke, nachhaltige Empfinden; ein jähes, heftiges Emporflackern eines Gefühles wird dagegen ein Emporlohen genannt. So spricht man von dem Emporlohen des Zornes, aber von der Glut der Liebe oder des Hasses.