557. Fehlen¹⁾. Mangeln²⁾. Gebrechen³⁾. Entstehen⁴⁾. Abgehen⁵⁾.
Das fehlt (mhd. vælen, aus fr. faillir, fehlen, verfehlen, täuschen, it. fallire, mlat. fallire, auf lat. fallere oder vielmehr auf das Pass. falli zurückgehend, ahd. kommt das Wort nicht vor), was zu einem Zwecke, sowie der Regel und der Bestimmung einer Sache nach, da sein sollte und nicht da ist. Mangeln (mhd. mangeln, ahd. mangolôn, entbehren, Mangel haben, von Mangel, mhd. mangel, verwandt mit lat. mancus, d. i. einhändig, verstümmelt, mangelhaft, sowie mit it. mancare und frz. manquer) wird überhaupt von dem Guten gesagt, das nicht vorhanden ist, auch wenn es nicht vorhanden zu sein braucht. Dem gemeinen Manne mangelt die feinere gesellschaftliche Bildung, aber er braucht sie auch nicht. Wenn sie ein den besseren Ständen Angehöriger nicht besäße, so würde sie ihm fehlen; denn er braucht sie überall in den Gesellschaftskreisen, in welchen er sich bewegt. Wenn jemand etwas Nötiges, das für gewöhnlich unter denselben Umständen vorhanden ist, oder auch bloß Wünschenswertes mangelt, dann sagt man auch, es geht ihm ab (eig. es geht von ihm fort und ist fern von ihm). „O, ihr Herren, denen nichts abgeht, ihr habt gut von Wahrheit und Geradheit reden.“ Goethe, Wilh. Meist. Lehrj. VII, 8. Gebrechen (von brechen; ein Gebrechen war eigentl. ein Bruch oder Schade an einem Werkzeuge oder am Arme oder an der Hand selbst, so daß nun das beschädigte Werkzeug oder Körperglied dem Krieger oder Arbeiter fehlte, vgl. Hildebrand, Grimm Wb. IV, 1. Abt. 1851) deutet auf ein unentbehrliches Gut, dessen Abwesenheit wir sehr schmerzlich empfinden. Es ist ein gewählter kräftiger Ausdruck für fehlen. Über das davon abstammende Hauptwort Gebrechen vgl. Art. 560. „So viel gewährt ein Freund, daß auch das Leben nicht mehr als ein Dasein ist, wenn uns ein Freund gebricht.“ Hagedorn. „Und wenn es dir an Fassung ganz gebricht, | so soll mir’s an Geduld gewiß nicht fehlen.“ Goethe, Tasso V, 5. Entstehen (ganz wie entgehen gebildet) ist nur noch in dichterischer Sprache, aber auch da ganz vereinzelt, in Gebrauch und kommt am häufigsten im 17. und 18. Jahrh. vor. Es bezieht sich auf Sachen und Personen, denen der Besitz oder Genuß eines Gutes verweigert oder auf andere Art verkümmert wird. „Die Edlen drängt nicht gleiche Not mit uns, | doch ihre Hilfe wird uns nicht entstehn.“ Schiller, Tell I, 4.