603. Freiwillig¹⁾. Gutwillig²⁾. Gern³⁾.
Freiwillig tut man das, was man überhaupt ungezwungen tut. Ein Feldherr gebraucht zu einer gefährlichen Unternehmung diejenigen Soldaten, die sich freiwillig erbieten, also nicht kommandiert und durch Zwangsbefehle angehalten werden. Zu diesem Begriffe kommt aber bei gutwillig noch der Nebenbegriff, daß der Gutwillige das, was er tut, aus Güte und Liebe tut, oder um dem, für welchen er etwas tut, ein Vergnügen zu machen oder ihm gefällig zu sein. Ein liebreicher Herr hat am liebsten solche Bediente, die ihm gutwillig dienen, indem sie aus Liebe zu ihm ihren Dienst versehen. Gern (eig. begierig, mit begehren verwandt) tun wir das, was wir mit Vergnügen tun, und dieser Nebenbegriff unterscheidet es von freiwillig; denn dieses schließt nur den Zwang aus. Wir tun daher oft etwas freiwillig, ob wir uns gleich ungern dazu entschließen. Denn es können uns höhere Beweggründe: unser wahres Bestes, unsere Ehre usw. dazu nötigen. Wer den kalten Brand am Fuße hat, unterwirft sich freiwillig einer gefährlichen und schmerzhaften Operation, ob er es gleich nicht gern tut; es zwingt ihn niemand zu ihr, aber sie macht ihm kein Vergnügen. Von gutwillig unterscheidet sich gern zunächst dadurch, daß wir bei dem, was wir gutwillig tun, das Vergnügen anderer zum Zweck haben, bei dem, was wir gern tun, hingegen unser eigenes. Gutwillig trinken würde heißen: sich nicht dazu zwingen lassen, sondern aus Gefälligkeit gegen die Gesellschaft mittrinken; gern trinken würde heißen: selbst daran Vergnügen finden, es sei, daß es uns angenehm ist, der Gesellschaft gefällig zu sein, oder daß es uns selbst gut schmeckt.