565. Feld¹⁾. Gefilde²⁾. Flur³⁾.
Feld (vgl. Art. 56) bezeichnet überhaupt eine Fläche Landes, sowohl eine unbebaute, als auch eine solche, die in gewisse Stücke abgeteilt und zu den verschiedenen Erzeugnissen des Ackerbaues bestimmt ist; diese Stücke heißen selbst wieder Felder und werden daher oft nach diesen Erzeugnissen benannt, Weizenfeld, Roggenfeld, Gerstenfeld usw. Gefilde (Kollektivum zu Feld) deutet eine schöne weite, fruchtbare Fläche an, ohne Rücksicht auf den Nutzen, sondern nur in Hinsicht auf den Genuß, den ihr Anblick gewährt. Das Wort ist daher vorwiegend in poetischer Sprache in Gebrauch. So spricht man von Blumen des Gefildes, von einem Fruchtgefilde usw. „Das Gefilde wird fröhlich stehen und wird blühen wie die Lilien.“ Jes. 35, 1. Namentlich reden die Dichter auch von seligen, himmlischen, elysischen Gefilden usw. „Himmelreine Lustgefilde.“ Goethe, Deutscher Parnaß. „Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust | zu den Gefilden hoher Ahnen.“ Ders., Paust I. Das Unbegrenzte hebt das Wort Gefilde hervor, wenn es zur Bezeichnung eines Schlachtfeldes (Blut-, Kampf-, Schlachtgefilde), der Unterwelt ("die nächtlichen Gefilde“ Schiller; „der Verzweiflung Gefild“ Goethe) usw. gebraucht wird. Eine Flur unterscheidet sich von einem Felde dadurch, daß dieses durch seine Fruchtbarkeit an nützlichen Erzeugnissen, jene aber bloß durch ihre Schönheit gefällt, von einem Gefilde dadurch, daß ihre Schönheit in angenehmer Bekleidung mit frischem Gras und mannigf artigen duftenden Blumen besteht, aber nicht wie bei dem Gefilde auch zugleich in der unbegrenzten und unbesehbaren Weite der Fläche. Ein Gefilde umfaßt viele Fluren. Flur bezeichnet oft gerade soviel wie Trift, Weide, und bildet den Gegensatz zu dem gepflügten und besäten Feld. Flur ist auch wie Gefilde vorwiegend in poetischer Sprache in Gebrauch, während Feld sowohl in der Alltagssprache, wie in der edleren Sprache üblich ist. „Aber frei von jeder Zeitgewalt, | die Gespielin seliger Naturen, | wandelt oben in des Lichtes Fluren, | göttlich unter Göttern, die Gestalt.“ Schiller, Das Ideal u. das Leben.