546. Fallstrick¹⁾. Falle²⁾. Schlinge³⁾.
Falle ist eine künstliche Vorrichtung, die dadurch, daß sie selber oder ein oder mehrere Teile von ihr niederfallen, den zu fangenden Gegenstand festhält, z. B. Mausfalle, Rattenfalle, Fuchsfalle, Marderfalle usw. Fallstricke sind nur für stärkere Tiere bestimmt; eine Schlinge kann auch ein dünner Faden sein, der bestimmt ist, kleinere Tiere, namentlich die kleinern Vögel festzuhalten. Der Fallstrick nämlich hat nicht bloß den Zweck, zu fangen und festzuhalten, sondern auch das Gefangene niederzuwerfen (durch einen Strick zum Fallen zu bringen). Daher legt man den vierfüßigen Tieren Fallstricke und fängt die Vögel in Schlingen. Dieser Unterschied ist auch in dem uneigentlichen Gebrauche dieser Wörter bemerklich. Falle bezeichnet da allgemein jede hinterlistige Nachstellung oder Täuschung. „Trauet, Schwestern, Männerschwüren nie! | Schönheit war die Falle meiner Tugend.“ Schiller, Die Kindesmörderin. Wer sagt, daß man ihm Schlingen lege, der will die List und Verschlagenheit hervorheben, die man anwende, um ihn in Schaden und Verlegenheit zu bringen oder ihn zu unrechten Zwecken zu mißbrauchen; wer aber sagt, daß ihm Fallstricke gelegt werden, der legt den Hauptton auf das Verderben, das ihm fremde Gewalt bereiten will. „Wie soll ich nun | des wunderbaren Knotens Rätselschlinge, | die euch umstrickt, zu lösen übernehmen?“ Goethe, Nat. Tochter V, 2. „Der Arglist Schlingen, tückischen Verrat.“ Schiller, Br. v. Mess. „Ich sagt’ es oft: das kann nicht glücklich enden; | zum Fallstrick ward ihm seine Macht | und diese dunkelschwankende Gewalt.“ Schiller, Wallenst. T. IV, 2. — Auch Netz ist sinnverwandt. Das Netz wird namentlich beim Fischfang verwendet, doch werden auch Vögel und andere Tiere mit Hilfe eines Netzes gefangen. Auch das Gewebe einer Spinne, in dem sie Fliegen u. ähnl. Tiere fängt, wird ein Netz genannt. Im übertragenen Sinne wird Netz namentlich da gebraucht, wo es sich um hinterlistige Verführungskünste und um Verführung durch allerlei Blendwerk und Lockmittel handelt, die Geist und Sinne gefangen nehmen. Eine Buhlerin lockt einen Jüngling in ihre Netze. „Denn Walsingham und Burleigh hassen mich; | ich weiß, daß sie mir lauernd Netze stellen.“ Schiller, Maria Stuart II, 8.