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3. Abblühen¹⁾. Ausblühen²⁾.
Verblühen³⁾.

1) To drop its blossoms.
Perdre ses fleurs.
Perdere il fiore.
2) Cease blooming.
Défleurir.
Sfiorie.
3)
To die, wither.
Se faner.
Sfiorie.

Ab und aus treten sehr häufig nebeneinander auf, oft mit ganz geringem Unterschiede in der Bedeutung. Ab war ursprünglich sowohl als Adverbium als auch als Präposition in Gebrauch. Doch ist es jetzt als Präposition nicht mehr üblich, sondern wird da durch von ersetzt, während aus noch heute wie an, auf, vor u. a. Adverbium und Präposition ist. Nur mundartlich kommt ab noch als Präposition vor, im Alemannischen, besonders in der Schweiz, z. B. ab der Alm, d. i. von der Alm kommt die Herde, ab Tische beten, d. i. nach Tische beten. Auch in kaufmännischer Sprache sagt man noch: ab Berlin usw., wo aber vielleicht lateinischer, bez. italienischer Einfluß anzunehmen ist. Sonst steht ab nur noch adverbiell. Ab (ursprüngliche Form abe, die noch bei Luther, vereinzelt auch bei Schiller vorkommt) heißt entweder weg von etwas (Gegensatz: an), z. B. von dem Tische brach ein Bein ab, der Feldherr schickt einen Boten ab; oder herunter von etwas (Gegensatz: auf), z. B. der Reiter steigt vom Pferde ab, auf das er vorher gestiegen war; Hut ab, Gewehr ab usw. In weitergehendem Sinne bezeichnet ab namentlich das allmähliche Durchmessen eines Raumes oder eines Zeitabschnittes in allen seinen Teilen, z. B.: der Bahnwärter geht die Strecke ab, der Verbrecher sitzt seine Strafe ab u. a. Aus bezeichnet entweder das Hervorgehen aus dem Innern eines Gegenstandes, aus der Mitte verschiedener Dinge, aus dem Zusammenhange mit anderen Gegenständen (Gegensatz: in), z.B. das Wasser fließt aus der Röhre, der Verbrecher entfloh aus dem Gefängnisse, der Stein ist aus dem Ringe gefallen, der Soldat trat aus dem Gliede; oder es drückt aus, daß eine Handlung bis zu Ende, bis auf den Grund geht, z. B.: er schöpfte das Faß aus, er wartete das Konzert aus. Die Sinnverwandtschaft zwischen beiden Wörtern stellt sich nun in der verschiedensten Weise dar: a) Ab = weg von oder herunter von; aus ist der Gegensatz von in. Die Birne hängt an dem Zweige und fällt ab; der Same steckt in der Kapsel und fällt aus. Der Degen hängt an der Seite, und ich lege ihn ab; aber er steckt in der Scheide und ich ziehe ihn aus ihr heraus. Der Diener wischt den Becher ab (an der Außenseite); aber er wischt ihn aus (d. h. das Innere des Bechers). Ein Gegenstand trocknet ab (außen); er trocknet aus (im Innern). Der Kutscher sitzt auf dem Bocke und steigt ab; der Fahrgast sitzt in dem Wagen und steigt aus. Das Wasser hat die Steine abgewaschen (d. h. an der Oberfläche, sie sind ganz glatt und rein); das Wasser hat die Steine abgewaschen, d. h. es hat Vertiefungen in die Steine hineingewaschen. Die Flinte wird abgedrückt (die Kugel fliegt von ihr ab wie der Pfeil vom Bogen); aber der Schwamm wird abgedrückt (das Wasser kommt gleichsam aus seinem Innern heraus). Der Christbaum wird abgeleert; aber eine Tasche wird ausgeleert. Die Pflaumen werden von dem Baume abgeschüttelt; aber ein Tuch wird ausgeschüttelt (alles, was es in seinem Innern birgt, wird herausgeschüttelt). Der Staub wird abgeklopft, der Rock wird ausgeklopft, b) Ab bezeichnet das Hinwegnehmen eines Teiles und das allmähliche Durchmessen, aus das Hinwegnehmen des gesamten Inhalts und das Vollenden überhaupt Ich gieße etwas von einem Glase ab (d. h. einen Teil der in dem Glase enthaltenen Flüssigkeit); ich gieße das Glas, das Wasser, den Wein aus (d. h. die gesamte in dem Glase enthaltene Flüssigkeit); ebenso: ich trinke ab, ich trinke aus. Man kann aber auch ein Glas ausgießen, indem man nach und nach immer wieder etwas abgießt. Daher bezeichnet ab das allmähliche Vollenden, im Gegensatz zu aus, welches das allmähliche wie das plötzliche Vollenden, überhaupt das Vollenden schlechthin andeutet. Der Soldat hat seine Jahre abgedient (eines nach dem andern, der Ausdruck führt uns die ganze Reihe der Anstrengungen vor); er hat ausgedient (er hat überhaupt seine Dienstzeit vollendet). Man wartet die erste Aufführung eines Theaterstückes ab (d. h. man wartet mit der Ausführung eines Entschlusses, der sich auf das Theaterstück bezieht, z. B. es zu besuchen, bis die erste Aufführung vorüber ist; in dem Wörtchen ab wird uns gleichsam die ganze Zeit des Wartens in ihren einzelnen Abschnitten vorgeführt); man wartet eine Vorstellung aus (man wohnt ihr bis zum Ende bei), c) Ab bezeichnet in bezug auf den Ausgangspunkt die völlige Lostrennung eines Teiles von dem Gegenstande, aus das Verbleiben in dem organischen Zusammenhange oder das Verharren auf derselben Grundlage. Die Soldaten fallen ab (d. h. sie verlassen ihren Feldherrn und gehen zum Feinde über); sie fallen aus (sie gehen aus der Festung heraus, kehren aber wieder in sie zurück und bleiben ihrem Feldherrn treu). Der Diener geht ab (verläßt den Dienst); er geht aus (verläßt das Haus, kehrt aber wieder zurück). Er weicht von dem Wege ab (verläßt den Weg); er weicht einem andern aus (er bleibt auf dem Wege und weicht nur zur Seite, bis der andere vorüber ist). Dasselbe Verhältnis besteht zwischen abholzen und ausholzen usw. — Die Vorsilbe ver (Grundbedeutung: bei, zu; dann: beiseite, hinweg; bezeichnet auch ein Aufhören, Verlieren, Irren u. ähnl.) kommt hier nur insofern in Betracht, als sie ein Aufhören bezeichnet. Sie drückt aus, daß eine Tätigkeit allmählich völlig vorübergeht, gleichsam durch die Tätigkeit selbst aufgezehrt wird, z. B.: die Töne verhallen, verklingen, der Tag vergeht, verschwindet, das Holz verbrennt usw.

Eine Blüte (Blume) ist verblüht und abgeblüht; das Gewächs selber hat abgeblüht und ausgeblüht. Alle drei Worte bezeichnen das Aufhören des Blühens; verblühen bezeichnet mehr das Welken, abblühen mehr das Abfallen der Blütenblätter; ausblühen bedeutet, daß die Zeit der Blüte für eine Pflanze völlig vorüber ist, oder daß die Blüte zu vollständiger Entfaltung gekommen ist. So hat ein Rosenstock, der für den Augenblick abgeblüht hat, doch noch nicht ausgeblüht, wenn er nach kurzer Zeit noch einige verspätete Blüten treibt, und eine Rose kann abblühen, ohne ausgeblüht zu haben (wenn sie z. B. durch ungünstige Witterung geschädigt wird). „Des Lebens Mai blüht einmal und nicht wieder, mir hat er abgeblüht' (Schiller, Resignation). „Die Blume verblüht, die Frucht muß treiben“ (Schiller, Glocke). — Verblühen steht vielfach in übertragener Bedeutung, z. B. verblühte Wangen. In dieser übertragenen Bedeutung bezeichnet es gewöhnlich die rasche Vergänglichkeit alles Irdischen und ist sinnverwandt mit verwehen, vergehen, verwelken, enteilen, entfliegen, dahinschwinden, entschwinden; doch bezeichnet es nicht das Vergehen schlechthin wie die übrigen Ausdrücke, sondern hebt das Vergehen des Schönen, Jugendlichen und Kräftigen hervor.