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153. Ast¹⁾. Zacken²⁾. Zweig³⁾. Reis⁴⁾.

1) Bough, knot.
2) Knot.
3) Branch.
4) Twig, scion.
1) Branche.
2) Fourchon (nœud).
3) Rameau.
4) Pousse (scion).
1) Asta (ramo).
2) Punta, asticella.
3) Ramo.
4) Pollone (ramoscello).

Der Ast wächst an dem Stamme des Baumes selbst hervor, der Zweig (von zwei, also eig. die Stelle, wo sich der Ast teilt) wieder aus dem Aste, Zacken (eig. Spitze, engl. tack, Pflock, Stift, Nagel) heißen Äste oder Zweige, wenn sie kurz und blätterlos sind und in ein spitzes Ende auslaufen. „Man sieht die Zacken der Tannen nicht mehr durch gläsernen Reif“ (E. Kleist). Zacken wird jedoch gegenwärtig mehr in bezug auf andere Dinge, wenn sie die angegebene Form zeigen, gebraucht, z. B. Eiszacken, Felsenzacken usw. Neben der Form Zacken ist auch die Form der oder die Zacke (mhd. der oder die zacke) üblich. „Schwankend wiegen | im Morgenwinde sich die jungen Zweige“ (Goethe, Tasso I,1). „Laßt uns die beklagen, die als fruchtbare Zweige auf einem dürren Aste stehn“ (Herder). — Wenn der Zweig auf einem dürren Aste abstirbt, so wird er ein Zacken. Reis (eig. das sich Schüttelnde, Bebende, zu got. hrisjan, schütteln) nennt man eigentlich dasjenige, was der Baum in einem Jahre hervortreibt, dann überhaupt einen jungen dünnen Zweig. So sagt man: ein Pfropfreis, das ist der Wuchs eines Jahres, welcher in einen andern Stamm gepfropft werden kann. Aus dem Kerne wächst ein Reis hervor, und das Reis wird mit der Zeit ein Baum. „Grimbart ... | brach ein Reischen am Wege, dann sprach er: Oheim, nun schlagt Euch | dreimal über den Rücken mit diesem Reischen ... | dann mit Sanftmut küsset das Reis und zeigt Euch gehorsam“ (Goethe, Rein. Fuchs III, 392 ff.). — Von lebenden Baumsprossen können nur die Ausdrücke Zweig und Reis gebraucht werden, Zacken kann in diesem Sinne nicht stehen. Man denkt daher bei Zweig und Reis gern an das Grünende und Blühende, obwohl es natürlich auch dürre Zweige und Reiser geben kann. So sagt man sprichwörtlich: auf einen grünen Zweig kommen, d. h. es im Leben, in seinem Berufe usw. zu etwas bringen. „Und jedes Heer, mit Sing und Sang, mit Paukenschlag und Kling und Klang, geschmückt mit grünen Reisern, zog heim zu seinen Häusern“ (Bürger, Lenore). Dagegen: „Wer sollte bei dem traurigen Ansehen desselben wohl denken, daß diese starren Äste, diese zackigen Zweige im nächsten Frühjahr wieder grünen, blühen, sodann Früchte tragen könnten?“ (Goethe.) — Die Ausdrücke Schoß, Schößling, Rute, Gerte bezeichnen nicht bloß einen Zweig, sondern auch den aus der Erde hervorsprießenden Stengel der jungen Pflanze selbst. Schoß (mhd. das schoz, von schießen) oder Schößling (eine neuhochdeutsche Bildung zu dem alten Schoß) bezeichnen hauptsächlich den jungen, neuen Trieb, z. B. „Es sind jedes Jahr neue Schosse am Stamm, die die Rosen tragen“ (Auerbach). Ungewöhnlich steht das Wort Schoß in übertragener Bedeutung, dafür ist Schößling, Sproß oder Sprößling üblicher. „Sie pflegten das zarte Schoß des deutschen Theaters“ (Keller, Grüner Heinrich). Hier steht das Wort zugleich in seiner altertümlichen Gestalt als Neutrum. — Der Sproß und Sprößling sind beide erst neuhochdeutsche Bildungen zu dem alten mhd. sprozze, die Sprosse, Leitersprosse, und gehen auf das Verbum sprießen zurück; sie bezeichnen gleichfalls einen jungen Pflanzentrieb, sind aber besonders in übertragener Bedeutung beliebt, so daß Sprößling geradezu auch die Bedeutung: Kind, Nachkomme angenommen hat. Während Sprößling nur den jungen Pflanzentrieb