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149. Art¹⁾. Gelichter²⁾.

1) Sort, kind.
Espèce, sorte.
Sorta, qualità.
2) Cast, gang, set.
Coterie, clique.
Stampo.

Art bezeichnet Personen, wie Sachen, die gleichen Wesens sind, Gelichter wird nur von Personen und personifizierten Dingen gesagt; Art wird, wenn man es auf Personen anwendet, in günstiger wie in ungünstiger Bedeutung gesetzt, z. B. „eine gute Art Volks“, diese neue Art von Dienstboten ist mir verhaßt usw.; Gelichter (althochd. lëhtar, gilëhter, Gebärmutter, eigentl. „Ort des Liegens“, von liegen abgeleitet; siebenbürg. Geläfter, d. i. eines von einem Paar, davon mhd. gelichtergit, m. Angehöriger derselben Familie; oberdeutsch heißt das Wort Glifter) dagegen wird heute nur noch in verächtlichem Sinne gebraucht, namentlich um Leute von niedriger Gesinnung, niedrigem oder verbrecherischem Gewerbe zu bezeichnen. Ursprünglich hatte es keinen üblen Nebensinn, und noch Karl August von Weimar und Wieland sagten: Leute unsers Gelichters (d. i. unserer Art). „Aber soll er dir einen Landjunker schröpfen, der seine Bauern wie das Vieh abschindet. . oder sonst ein Herrchen von dem Gelichter — Kerl! da ist er dir in seinem Element“ (Schiller, Räuber II,3). Auch Sippe, Sippschaft, Clique, Coterie gehören hierher. Sippe und Sippschaft bezeichnet ursprünglich die Blutsverwandten, wird aber dann vielfach in verächtlichem Sinne gebraucht. Von Gelichter unterscheidet es sich also dadurch, das es auch heute noch in gutem Sinne gebraucht werden kann; wird es aber in verächtlichem Sinne angewendet, so deutet es eine engere Zusammengehörigkeit als Gelichter an, weil Sippschaft die wirkliche Verwandtschaft, Gelichter heute nur noch die Gleichheit der Lage und Gesinnung ausdrückt. Im guten Sinne steht das Wort namentlich in geschichtlichen Werken, da es in der altdeutschen Sprache zugleich mit das Wort für das später eingedrungene Familie (in engerem und weiterem Sinne) war. Auch sonst steht es vielfach in dem alten edlen Sinne: „Gleich versammeln sich Geschlechter, ihre Sippschaft zu beweisen“ (Goethe, West-östlicher Divan XII, 10. Siebenschläfer). Im verächtlichen Sinne gebraucht man es in Wendungen wie: Zum Teufel mit ihm und seiner ganzen Sippschaft! Eine traurige Sippschaft ist das. Clique ist das französische Wort für Gelichter, Sippschaft, Spießgesellschaft. Es wird namentlich von Angehörigen der gebildeten Stände, besonders in literarischen Kreisen gebraucht, um die zu einem bestimmten Zweck, gewöhnlich zur gegenseitigen Förderung persönlicher Interessen, eng Verbündeten zu bezeichnen. Nur bezeichnet es nicht wie Partei eine größere Gemeinschaft, sondern nur eine kleinere Zahl von Verbundenen. Gegen diese literarische Clique ist nicht aufzukommen. Coterie (von frz. cote, d. i. Buchstabe, Ziffer, Beitrags-Anteil, das auf lat. quota, sc. pars, d. i. der wievielste Teil, zurückgeht, ein Wort, das wir noch in Steuerquote, d. i. Beitragsanteil an der allgemeinen Steuer, haben) bezeichnet ursprünglich einen gesellschaftlichen Verein, bei dem die Vergnügungsausgaben durch gemeinsame Beiträge aller Mitglieder gedeckt werden, dann ein Kränzchen, eine geschlossene Gesellschaft überhaupt. In diesem Sinne wird es aber gegenwärtig nicht mehr gebraucht, sondern jetzt steht es nur noch in dem Sinne: eine kleine politische oder literarische Partei, die ihre Zwecke durch Intrigen zu erreichen sucht. Durch das Mittel der Intrige, das bezeichnend für die Coterie ist, unterscheidet diese sich von der Clique.